KulTours-Zeitgeschichte: Paul von Hindenburg (1847-1934)

SPD unterstützte Hindenburg als Bollwerk gegen Hitler

August 2012, Münster: In der Diskussion um den Hindenburgplatz wird von den Schlossplatz-Befürwortern gerne unterschlagen, daß Hindenburg in der späten Weimarer Republik - quer durch alle demokratischen Parteien - als wichtigstes Bollwerk gegen Hitler angesehen wurde. So unterstützten auch die Sozialdemokraten Hindenburg bei den Reichspräsidentschaftswahlen vom 10. April 1932 gegen die beiden radikalen Gegner Adolf Hitler (NSDAP) und Ernst Thälmann (KPD). Die SPD verschweigt diese Tatsache in ihrer gegen Hindenburg gerichteten Broschüre zum Bürgerentscheid über den Hindenburgplatz. Hindenburg war damals Kandidat aller demokratischen Parteien. Er gewann diese Wahl gegen die Kontrahenten - also auch gegen Hitler! - und wurde als Reichspräsident bestätigt. Für Hitler hatte Hindenburg nur Verachtung übrig. Er bezeichnete ihn als „böhmischen Gefreiten“, den er „nicht einmal zum Postminister“ machen würde.

Schon 1925 war Hindenburg - als bis heute einziger deutscher Präsident - direkt vom Volk gewählt worden. Während der gesamten Weimarer Republik galt Hindenburg als wichtiger Garant der Demokratie, als „Hüter der Verfassung“, und er wird heute in der Fachliteratur als „sich streng an die Verfassung haltend“ (Deutsche Geschichte, Otus-Verlag) beschrieben. 

Behauptungen, Hindenburg habe "gegen die Weimarer Demokratie" gearbeitet, sind also ebenso wenig haltbar wie Aussagen, er sei „Nationalist“ oder „Kriegstreiber“ gewesen.

Das Deutsche Historische Museum (Berlin), wohl die wichtigste Instanz in Sachen "Deutsche Geschichte", beschreibt auf seiner Internetpräsenz das Verhalten Hindenburgs gegenüber Hitler und die Unterstützung Hindenburgs durch die demokratischen Parteien der Weimarer Republik wie folgt:

"26. April 1925: Paul von Hindenburg wird erster direkt gewählter Reichspräsident (zuvor Friedrich Ebert). Trotz seines Bekenntnisses zur Monarchie leistet er den Eid auf die Weimarer Verfassung und wird ein von den demokratischen Parteien weitgehend anerkannter Präsident.

10. April 1932: Bei der Reichspräsidentenwahl wird Hindenburg wiedergewählt. Als Kandidat der Sozialdemokraten und der Parteien der Mitte gewinnt er gegen Hitler."

Die Sozialdemokraten unterstützten Hindenburg aktiv und plakatierten für die Wahl vom 10.4.1932: "Schlagt Hitler. Deshalb: Wählt Hindenburg!"

Wahlplakat der SPD für die Reichspräsidentenwahl vom 10.4.1932: "Schlagt Hitler. Deshalb: Wählt Hindenburg!"

Der sozialdemokratische preußische Ministerpräsident Otto Braun formulierte am 10. März 1932 im Parteimagazin „Vorwärts“ , Hindenburg sei „die Verkörperung von Ruhe und Stetigkeit, von Mannestreue und hingebender Pflichterfüllung für das Volksganze ... Ich habe den Reichspräsidenten kennen gelernt als einen Mann auf dessen Wort man bauen kann, als einen Menschen reinen Wollens und abgeklärten Urteils, erfüllt von kantischem Pflichtgefühl.“ 

Hochgradig peinlich ist, dass die Münsteraner SPD von heute diese massive Unterstützung Hindenburgs durch die SPD von damals in ihrer Infobroschüre zum Bürgerentscheid komplett verschweigt - eine Unterstützung Hindenburgs gegen Hitler!  

Aber auch Hindenburg konnte das enorme Erstarken der Nationalsozialisten und Kommunisten sowie den Niedergang der demokratischen Parteien in der Wählergunst nicht verhindern. Hauptgründe für das Aufkommen der radikalen Parteien waren die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf Deutschland und die zusätzlich von Deutschland zu leistenden Reparationszahlungen gemäß dem Versailler Vertrag. Beide Faktoren führten gemeinsam zu einer Arbeitslosenzahl von über 6 Millionen und zu einer Verelendung weiter Bevölkerungskreise. Obwohl die demokratischen Parteien in Deutschland zu diesem Zeitpunkt im Reichstag keine Mehrheit mehr hatten, ließ Hindenburg noch am 24.11.1932 an Hitler ausrichten, er könne ihm seine präsidialen Vollmachten nicht geben, weil er befürchten müsse, daß ein von Hitler "geführtes Präsidialkabinett sich zwangsläufig zu einer Parteidiktatur mit allen ihren Folgen für eine außerordentliche Verschärfung der Gegensätze im deutschen Volke entwickeln würde." 

Das Ende der Weimarer Republik beschreibt der renommierte „Illustrierte Ploetz“ wie folgt: „28. Januar 1933: Schleicher tritt als Reichskanzler zurück, nachdem Hindenburg seine Diktatur abgelehnt hat. Danach bleibt nur die Möglichkeit einer Regierungsbildung durch Hitler.“

Mehr Informationen zum Thema finden Sie auf folgenden Internetseiten:

Münster, Straßennamen-Debatte: Manipulation durch OB Lewe?

CDU Münster: Junge Union für Hindenburgplatz

Münster: Hindenburgplatz bleibt

Münster: "Informationen und Dokumente zu Straßennamen" in der Kritik

Münster: CDU-Fraktion kritisiert Informationen zu Straßennamen

Zweifelhafte Ausstellung "Ehre, wem Ehre gebührt" in Münster

Münster, Straßennamen: Fiasko für Thamer, Kenkmann und Lewe

Fragwürdige Hindenburg-Biographie von Wolfram Pyta


 


Auch diese Einzelthemen könnten Sie interessieren (bitte anklicken):

Agnes Miegel in der NS-Zeit: Sie veröffentlicht mutig ihre Vorahnungen von Weltenbrand und Verlust ihrer Heimat Ostpreußen

Zahlreiche Ehrungen für die Dichterin auch während des Kaiserreiches, der Weimarer Republik und in der Bundesrepublik Deutschland

Rassismus, Antisemitismus und die Herabsetzung politisch Andersdenkender kommen im Werk Agnes Miegels nicht vor

Entnazifizierungs-Urteil für Agnes Miegel: Unbelastet. Sowohl Motive wie Handlungen haben niemals NS-Geist verraten.


Agnes Miegel - klare Distanzierung vom Nationalsozialismus nach dem 2. Weltkrieg

Kein Revanchismus und Revisionismus: Agnes Miegel akzeptiert nach dem 2. Weltkrieg die neuen politischen Verhältnisse in Ostpreußen


Wie Antifa und Autonome gegen Agnes Miegel agitieren

Agnes Miegel: Stellungnahmen Pro und Kontra

Stellungnahme und Gutachten der Agnes-Miegel-Gesellschaft (Januar 2011)

Agnes Miegel: Bedeutendste Dichterin Ostpreußens, wichtigste Balladendichterin ihrer Zeit

Bad Nenndorf: Stadt der Literatur - dank Agnes Miegel
 

Agnes Miegel-Straßen: Umbenennung wissenschaftlich nicht mehr zu rechtfertigen

Vom Unsinn politisch motivierter Straßenumbenennungen

Wissenschaftler gegen Umbenennung von Agnes-Miegel-Straßen

Renommierte Wissenschaftler: Agnes Miegel war keine Nazi-Dichterin

Agnes Miegel: Straßenumbenennungen 2011 fast überall gescheitert

Aktuelle Forschung: Agnes Miegel war keine Nazi-Dichterin

Ahlen-Vorhelm: Breite Mehrheit für Erhalt der Agnes-Miegel-Straße


Braunschweig-Stöckheim: Keine Umbenennung der Agnes-Miegel-Straße


Braunschweig-Stöckheim: Auch Kulturdezernentin für Agnes-Miegel-Straße
 

Nonstop Nonsens in der Braunschweiger Zeitung: Martin Jasper: Das Schicksal ist eine Wanderdüne  


Bergisch Gladbach-Refrath: Anwohner einstimmig gegen Umbenennung der Agnes-Miegel-Straße

Bergisch Gladbach-Refrath: Es bleibt bei Agnes-Miegel-Straße

Söhlde: Es bleibt bei Agnes-Miegel-Straße

Edewecht-Friedrichsfehn: Anwohner klar gegen eine Umbenennung der Agnes-Miegel-Straße

Celle-Scheuen: Anwohner einstimmig gegen Umbenennung der Agnes-Miegel-Straße

Celle: Neues Straßennamen-Gutachten entlastet Agnes Miegel

Celle: Straßennamen-Gutachten - kein Vorbild für andere Städte

Celle: Straßennamen im Rat - keine einheitliche Haltung

Celle: Oberbürgermeister Mende mit Straßenumbenennungen ziemlich isoliert

Celle: Straßennamen - "Mutter der Atombombe" statt Agnes Miegel?

Celle: Straßennamen - OB Mende informiert sich per Laienlexikon

Hildesheim-Ochtersum: Breite Mehrheit für Erhalt der Agnes-Miegel-Straße

Warendorf: Bevölkerung gegen Umbenennung des Agnes-Miegel-Weges

Bohmte, Bad Essen, Ostercappeln: Agnes-Miegel-Straßen bleiben

Goslar-Hahndorf: Agnes-Miegel-Straße bleibt

Sankt Augustin: Breite Mehrheit für Erhalt der Agnes-Miegel-Straße

Gronau: Breite Mehrheit für Erhalt der Agnes-Miegel-Straße

Stuhr-Brinkum: Breite Mehrheit für Agnes-Miegel-Straße

Schwerte: Breite Mehrheit für Erhalt der Agnes-Miegel-Straße

Lünen: Breite Mehrheit für Erhalt der Agnes-Miegel-Straße

Münster: Breite Mehrheit für Erhalt der Agnes-Miegel-Straße


Alsfeld: Wissenschaftler für Erhalt des Agnes-Miegel-Weges


Ganderkesee-Elmeloh: Alle Miegel-Experten gegen Umbenennung


Delmenhorst: Wissenschaftler für Erhalt der Miegelstraße


Bad Nenndorf: Jürgen Uebel gegen Dichterin Agnes Miegel


Bad Nenndorf: Miegel-Gegner wollen keine Presseinformationen der Agnes-Miegel-Gesellschaft in den "Schaumburger Nachrichten"


Bürgerbegehren gegen die Entfernung des Agnes-Miegel-Denkmals aus dem Kurpark Bad Nenndorf


Agnes Miegel: Sehr enge Beziehung zu Schaumburg


Münster: Ardey-Verlag und LWL-Literaturkommission im Zwielicht

LWL: Steffen Stadthaus - unwissenschaftlich gegen Agnes Miegel  

Agnes Miegel: Kenkmann und Thamer in der Kritik


Agnes Miegel: Willkür statt Wissenschaft - Prof. Dr. Ernst Ribbat disqualifiziert sich als Rezensent


Prof. Dr. Ernst Ribbat disqualifiziert sich mit Buchrezension zu Agnes Miegel


"Blick nach rechts" (BNR): Unwahrheiten über die Agnes-Miegel-Gesellschaft


Ratingen-Homberg: Bürger gegen Umbenennung der Agnes-Miegel-Straße

Münster, Hindenburgplatz: Klare Mehrheit gegen Umbenennung

CDU Münster: Junge Union für Hindenburgplatz

Münster: Hindenburgplatz bleibt

Vordruck der Unterschriftenliste zum Bürgerbegehren Pro Hindenburgplatz in Münster, 2012

Hindenburgplatz: Bürgerentscheid kostet 285.000 Euro

SPD unterstützte Hindenburg als Bollwerk gegen Hitler

Münster, Straßennamen-Debatte: Manipulation durch OB Lewe?

Münster: "Informationen und Dokumente zu Straßennamen" in der Kritik

Münster: CDU-Fraktion kritisiert Informationen zu Straßennamen

Zweifelhafte Ausstellung "Ehre, wem Ehre gebührt" in Münster

Münster, Straßennamen: Fiasko für Thamer, Kenkmann und Lewe


Wesel und Voerde:  Bürger gegen Umbenennung der Hindenburgstraße


Kiel, Hindenburgufer: Historiker klar gegen Umbenennung


Einzelnachweise, Quellenverzeichnis 



Vollständige Agnes-Miegel-Dokumentation



Ausarbeitung: Detlef Suhr, Agnes-Miegel-Str. 42, 26188 Edewecht