Alsfeld: Wissenschaftler und Anwohner für Erhalt des Agnes-Miegel-Weges 23.2.2013:
Die Anwohner
sind geschlossen gegen eine Umbenennung des Agnes-Miegel-Weges in
Alsfeld. Sie überreichten eine entsprechende Unterschriftensammlung an
die Stadtverordnetenversammlung. Den einzelnen Abgeordneten wurde eine
ausführliche Begründung der Ablehnung übergeben. Sollten die
Stadtverordneten gegen die Bürger entscheiden, könnte auf dem Wege des
Bürgerbegehrens bzw. Bürgerentscheids die Umbenennung rückgängig
gemacht werden. In Essen/Nordrhein-Westfalen ist ein Bürgerentscheid
gegen Straßenumbenennungen (von-Einem-
und von-Seeckt-Str.) gerade erfolgreich praktiziert
worden. Unterstützung erhalten die Anwohner von Seiten der Wissenschaft: Alle Historiker und Literaturwissenschaftler, die sich seit Jahren mit Leben und Werk der bedeutendsten ostpreussischen Dichterin Agnes Miegel beschäftigen, plädieren ganz klar für die Beibehaltung des Straßennamens. Umbenennungsbestrebungen wegen eines angeblich schuldhaften Verhaltens der Dichterin während der NS-Zeit halten sie für völlig abwegig. Der enorme bürokratische Aufwand für die Anwohner bei einer Umbenennung würde darüberhinaus dem eines Umzuges entsprechen und selbstverständlich auch mit erheblichen Kosten verbunden sein. Die Umbenennungsversuche sind in den letzten Jahres in fast allen Städten und Gemeinden von den Stadt- und Gemeindeparlamenten abgelehnt worden - so in Münster, Delmenhorst, Ganderkesee, Stuhr, Bottrop, Velbert, Mainz-Finthen, Sankt Augustin, Bergkamen-Oberaden, Gronau, Goslar-Hahndorf, Bergisch Gladbach-Refrath, Hildesheim-Ochtersum, Bohmte, Söhlde, Herzberg, Bad Essen oder Ostercappeln. Die letzten Entscheidungen in Sachen "Agnes-Miegel-Straße": 6.3.2013: Der Gemeinderat Stuhr (bei Bremen) hat mit klarer Mehrheit entschieden: Die Agnes-Miegel-Straße wird nicht umbenannt. Nur die SPD stimmte für eine Umbenennung. FDP-Fraktionschef Jürgen Timm erklärte, es habe keine Hinweise darauf gegeben, dass Miegel zu den Tätern gehört habe. Hinweise, die eine Umbenennung rechtfertigen würden, seien für ihn nicht erkennbar. Ähnlich äußerten sich auch Politiker aus den Reihen der CDU und des Vereins "Besser". Auch die Fraktionsvorsitzende der "Grünen", Kristine Helmerichs plädiert laut "Kreiszeitung" nicht für eine Umbenennung. Miegel habe nichts Entscheidendes gemacht, "außer an der falschen Stelle geklatscht", so Helmerichs laut "Weser-Kurier". Die Anwohner hatten mit völligem Unverständnis auf eine ihnen möglicherweise aufgezwungene Umbenennung reagiert.
Der Deutsche Städtetag hat empfohlen, Umbenennungen von Straßen nur noch aus Ordnungsgründen vorzunehmen, also etwa, wenn bei einer Gebietsreform in dem nun größeren Gemeinwesen ein Straßenname doppelt erscheint. Historiker, Literaturwissenschaftler und die wichtigsten Experten für Leben und Werk der Dichterin sind gegen Umbenennung Der renommierte Historiker Prof. Dr. Paul Leidinger, emeritierter Professor der Universität Münster sagt in einer Stellungnahme zu Agnes Miegel aus dem Jahre 2010 folgendes: "Die NS-Partei umwarb 1933 die erfolgreiche und anerkannte Dichterin, die keine Anhängerin der Ideologie dieser Partei war, sondern einen jüdischen Bekanntenkreis u.a. mit Martin Buber hatte." Weiter heißt es u. a. "Für ihre weitgehend unpolitische Einstellung spricht, dass sie erst 1937 der NS-Frauenschaft und 1940 der NSDAP – wie weit unter politischem Druck? – beitrat, also keineswegs als fast 60-Jährige zu den ideologischen und politischen Scharfmachern des NS-Systems gehörte." Die gesamte Stellungnahme ist hier nachzulesen. Der Historiker Dr. Michael Gehler, Institutsleiter für Geschichte an der Universität Hildesheim, ist ebenfalls eindeutig gegen eine Umbenennung von Agnes-Miegel-Straßen. In einem umfangreichen Interview der Hildesheimer Zeitung Kehrwieder am Sonntag vom 13.2.2011 sagte er u. a. folgendes: "Miegel hat erzieherisch und schriftstellerisch viel geleistet und Heimat thematisiert, was nach dem Krieg viele Menschen tief berührt hat. Sie erlebte eine Diktatur und konnte sich das Regime nicht aussuchen. Zu betrachten ist das gesamte Leben dieser Frau. Wenn man sich nur Einzelteile aus der Biographie herauspickt, ist das einseitig. Das Gesamtbild wird so entstellt. Dann müssten wir auch den Namen des späteren Hitler-Attentäters von Stauffenberg streichen, weil er bis 1938 Anhänger Hitlers und Befürworter des Nationalsozialismus war." Den vollständigen Zeitungsartikel finden Sie hier: Der Schriftsteller und Literaturdozent Dr. Bodo Heimann lehrte an der Christian-Albrechts-Universität Kiel Neuere Deutsche Literatur, war als Professor der University of Alberta in Edmonton (Kanada) tätig, ist Vorsitzender der Goethe-Gesellschaft Kiel und erhielt verschiedene Literaturpreise. Auch Heimann hat sich intensiv mit Leben und Werk Agnes Miegels beschäftigt und steht den Vorwürfen gegen die bedeutendste ostpreußische Dichterin mit großer Skepsis gegenüber. Die Veröffentlichung seiner wissenschaftlichen Abhandlung ist im Rahmen der Aufsatzsammlung "Agnes Miegel - Ihr Leben, Denken und Dichten von der Kaiserzeit bis zur NS-Zeit" (seit Juli 2012 wieder erhältlich über die Agnes-Miegel-Gesellschaft in Bad Nenndorf) nachzulesen. Auch der bekannte Literaturwissenschaftler und Historiker sowie Vorsitzende der literarischen Wilhelm-Raabe-Gesellschaft in Braunschweig Dr. Gerd Biegel stellt in seiner gutachterlichen Dokumentation "Straßenbenennung nach Agnes Miegel in Braunschweig" aus dem Jahre 2011 zahlreiche Argumente vor, die gegen eine Umbenennung sprechen. Viele Argumente gegen die Dichterin werden hingegen als nicht haltbar bloßgestellt. Die Literaturwissenschaftlerin und Miegel-Biographin Dr. phil. Marianne Kopp aus Stadtbergen gilt als die vielleicht bedeutendste Autorität in Sachen Agnes Miegel. Seit über 25 Jahren beschäftigt sie sich intensiv mit Leben und Werk der Dichterin und hat zahlreiche wissenschaftliche Texte über die Dichterin verfaßt. Sie ist auch Vorsitzende der literarischen Agnes-Miegel-Gesellschaft in Bad Nenndorf. Auf den Internet-Seiten der Agnes-Miegel-Gesellschaft (www.agnes-miegel-gesellschaft.de) erhält man wissenschaftlich fundierte Informationen über die Dichterin. In einem Gutachten der Agnes-Miegel-Gesellschaft aus dem Jahre 2011, welches unter ihrer Mitwirkung entstand, wird eindeutig belegt, daß eine Umbenennung von Agnes-Miegel-Straßen wissenschaftlich nicht gerechtfertigt ist. Lesen Sie das Gutachten hier:
Die
im Juni 2011 veröffentlichte wissenschaftliche Sammlung von Aufsätzen
"Agnes Miegel - Ihr Leben, Denken und Dichten von der Kaiserzeit bis
zur
NS-Zeit" (Ardey-Verlag, Münster - erhältlich auch über die
Agnes-Miegel-Gesellschaft), herausgegeben von Dr. Marianne Kopp, ist
das bisher
fundierteste und umfangreichste Werk zu dieser Thematik. Prof. Dr. Paul
Leidinger schreibt in seinem Geleitwort zu diesem Band: "Die Agnes
Miegel
vielfach vorgehaltene Nähe zum NS-Staat und ihrem Führer wird in den
vorgelegten Aufsätzen auf eine ganz unaufgeregte, subtile und
substantielle
Weise vorgestellt, im zeitlichen Zusammenhang erklärt und prinzipiell
widerlegt."
Der
polnische
Literaturwissenschaftler Tadeusz
Namowicz betonte bereits 1994 (Agnes
Miegel als
Dichterin des Grenzlandes, in: Izabella Golec und Tadeusz Namowicz,
Hg.:
Literatur im Kulturgrenzraum, Band 2, Lublin 1994, S. 57-69) in einer
kritischen
Aufarbeitung: „Man wird dem Werk von Agnes Miegel nicht gerecht,
wenn man
es primär den Autoren ‚unter dem Hakenkreuz’ zurechnet. Das Ergebnis
der
vorliegenden Analyse zeigt deutlich, dass Agnes Miegel nur selten und
punktuell
sich ´zum Hakenkreuz` bekannte. Die bei ihr vorherrschende Auffassung
von der
Heimat war in der Regel den nationalsozialistischen Ideologemen
konträr."
Die
Literaturwissenschaftlerin Dr.
Bärbel Beutner aus Unna beschäftigt sich
seit vielen Jahren intensiv mit Agnes Miegel und hat mehrere Arbeiten
über die
Dichterin veröffentlicht. Auch für sie ist die Umbenennung von
Agnes-Miegel-Straßen nicht nachvollziehbar.
Auch der Literaturwissenschaftler Dr. Ulrich Gehre versucht in seinem Buch Agnes Miegel - Verehrt - geliebt - verfemt, erschienen 2011, ein objektives Bild von Agnes Miegel zu entwerfen. Die Darstellung will in der gegenwärtigen, oft emotional geführten Debatte um die Dichterin gesicherte Fakten anbieten und zur Versachlichung der Thematik beitragen. Einen
hervorragenden Radiobeitrag zum Thema Agnes Miegel
hat der ehemalige Verwaltungsleiter der Universität Münster Herbert
Kober
erarbeitet. Er wurde am 4.12.2011 vom Radiosender "Antenne Münster"
im Rahmen des Ost-West-Bürgerfunks gesendet. Auch Kober hält eine
Umbenennung
von Agnes-Miegel-Straßen für völlig abwegig.
Umbenennungsversuche fast überall gescheitert 23.8.2012: Paukenschlag in Münster: Alle Straßennamen in Münster-Ost behalten ihre Namen - sowohl die Agnes-Miegel-Straße als auch der Stehrweg, der Castelleweg und der Heinrich-Lersch-Weg. Das entschied die Bezirksvertretung Münster-Ost am Donnerstag, den 23.8.2012. Im Vorfeld hatten sich die Historiker der "Kommission Straßennamen" Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer und Prof. Dr. Alfons Kenkmann gravierende Fehler bei der Beurteilung der Namensgeber umstrittener Straßennamen erlaubt. Seit Februar 2011 sind damit fast alle Versuche gescheitert, Agnes-Miegel-Straßen umzubenennen. Beispiele sind Münster, Bottrop, Velbert, Mainz-Finthen, Sankt Augustin, Bergkamen-Oberaden, Gronau, Goslar-Hahndorf, Bergisch Gladbach-Refrath, Hildesheim-Ochtersum, Bohmte, Söhlde, Herzberg, Bad Essen und Ostercappeln, wo sich die Stadt- und Gemeinderäte gegen die Umbenennung entschieden haben. Anwohner - insbesondere Gewerbetreibende bzw. Betriebe - können gegen Straßenumbenennung klagen. Umbenennung bedeutet auch für Privathaushalte großen bürokratischen Aufwand. Die Umbenennung einer Straße kann insbesondere für gewerbliche Anlieger äußerst nachteilige Folgen haben. So müssen beispielsweise Kunden benachrichtigt und Prospekte neu gedruckt werden. Außerdem ist mit fehlgeleiteten Postlieferungen zu rechnen. Bei Entscheidung über die Umbenennung einer Straße sind daher neben dem öffentlichen Interesse auch die Belange der betroffenen Anlieger zu berücksichtigen. Diesen muss somit auch ein eigenes Klagerecht gegen die Entscheidung der Kommune zustehen (Beschluss des OVG Nordrhein-Westfalen vom 29.10.2007 15 B 1517/07 WoM 2008, 37). Auch für private Anlieger bedeutet eine Straßenumbenennung umfangreichen bürokratischen Aufwand und erhebliche Kosten. So müssen u. a. sämtliche Versicherungspapiere, Kreditkartenangaben, sowie der gesamte amtliche Schriftverkehr angepaßt werden. Die erforderlichen Formalitäten entsprechen denen eines Umzuges. Gegen eine Umbenennung kann in Hessen auch ein Bürgerbegehren bzw. Bürgerentscheid eingeleitet werden Sollte eine
Straßenumbenennung gegen den Willen der Bürger erfolgen, so besteht in
Hessen auch die Möglichkeit eines Bürgerbegehrens bzw.
Bürgerentscheides gegen einen solchen Beschluss. Damit kann eine
Umbenennung rückgängig gemacht werden. Agnes Miegel in der NS-Zeit: Sie veröffentlicht mutig ihre Vorahnungen von Weltenbrand und Verlust ihrer Heimat Ostpreußen Nur drei Gedichte innerhalb des sehr umfangreichen Werkes der ostpreußischen Dichterin enthalten Elogen an Hitler. Es handelt sich um Auftragsarbeiten des Reichspropagandaministeriums. Solchen Aufträgen konnte man sich in der NS-Zeit nicht ohne größte Gefahr für Leib und Leben verweigern. Lobsprüche auf Hitler waren ein von Joseph Goebbels erwarteter, zwingender Bestandteil dieser Gedichte. Sie sagen deshalb wenig über die politische Einstellung des Verfassers aus. Viel interessanter ist in dieser Hinsicht eine ganze Reihe von Texten, in denen sich Agnes Miegel sehr skeptisch über die Zukunft des NS-Regimes äußert: So sagt sie in dem Gedicht Dem Schirmer des Volkes aus dem Jahre 1939 nichts weniger als Weltenbrand und Untergang voraus: .... Wenn aus deinem First die Flammen steigen wird des weißen Mannes Welt entbrennen wenn sich deine Sonnenfahnen neigen sinkt die Nacht über das Abendland! .... Ein Jahr später, also noch vor dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion, prophezeit Agnes Miegel in einem Sammelband des Diederichs-Verlages auch den bevorstehenden Verlust ihrer Heimat Ostpreußen: Und so sage ich jetzt, wo der Abschied näher kommt zu dem Land zwischen Weichsel und Memel, wie der Samurai zu der edlen Braut, der er sich vor dem Schrein seiner Ahnen verlobt: ich vermähle mich dir für die nächsten vier Inkarnationen. Eine Vorahnung der Flüchtlingsströme aus dem "Ostland" findet sich in der Ballade Nachtgespräch (An Heinrich den Löwen), ebenfalls aus dem Jahre 1940: ..... Ich höre es fern, ich höre es bang, wandernder Füße rastlosen Gang. Hör Hufe klopfen und Räder knarren, hör wieder Wagen an Wagen fahren - durch der blassen Schneenacht Dämmerung klingt wieder der Ruf der Wanderung! - Ostwind trägt mir ihr Rufen zu, Ostwind weckt mich aus steinerner Ruh --
O großes Herz, das gelassen trug, was Leid und Neid ihm an Wunden schlug , - vernimm deines Ostlands versinkenden Ruf, du, der es erschuf! ..... Weltenbrand, Verlust der Heimat, deutsche Flüchtlingsströme - sieht so Propaganda für den "Größten Feldherrn aller Zeiten" aus? Zahlreiche Ehrungen für die Dichterin auch während des Kaiserreiches, der Weimarer Republik und in der Bundesrepublik Deutschland Als um 1900 in Berlin Börries von Münchhausen die handschriftlichen Gedichte und Balladen der ostpreußischen Dichterin Agnes Miegel liest, erkennt er sogleich: Dies ist eine der ganz großen Dichterinnen unseres Volkes. Agnes Miegel ist der größte lebende Balladendichter unseres Volkes. So erscheint durch Münchhausens Vermittlung 1901 ihr erstes eigenes Buch - ein Band mit Gedichten und Balladen - bei dem ehrwürdigen Klassiker-Verlag Cotta. Agnes
Miegel wurde im Kaiserreich (1916: Kleist-Preis), während der Weimarer
Republik
(1924: Ehrendoktorwürde der Universität Königsberg), in der NS-Zeit und
in
der Bundesrepublik (1959: Literaturpreis der Bayerischen Akademie der
Schönen Künste)
gleichermaßen hoch geschätzt. An ihrem
Alterswohnsitz in Bad Nenndorf bei Hannover empfing sie viele
prominente
Besucher und Verehrer aus Literatur und Politik, darunter im Juni 1961
Willy
Brandt, damals Kanzlerkandidat der SPD und Regierender Bürgermeister
von
Berlin. Der
SPD-Kanzlerkandidat und
spätere Friedensnobelpreisträger Willy Brandt zu Besuch bei Agnes
Miegel in Bad
Nenndorf im Juni 1961
Rassismus, Antisemitismus und die Herabsetzung politisch Andersdenkender kommen im Werk Agnes Miegels nicht vor Agnes Miegel hatte ihren literarischen Stil, der stets geprägt war durch die Liebe zu ihrer Heimat Ostpreußen, schon lange vor der Machtergreifung der Nazis entwickelt. Rassismus, Antisemitismus oder die Herabsetzung politisch Andersdenkender finden sich an keiner Stelle ihres umfangreichen Werkes. Sie hatte einen jüdischen Freundeskreis. Ihre politische Toleranz kommt anschaulich in einem Brief an Lulu von Strauß und Torney aus dem Jahr 1923 zum Ausdruck. Sie empfindet negativ die immer krasser deutschnationale Haltung der Zeitung, für die sie arbeitet, und wenn auch viele der Menschen, die sie am höchsten achte rechts stehen würden, so muß sie doch bekennen: "...ich stehe innerlich nicht zu ihrer Sache, wie sie sich auswuchs." Und sie bemerkt: "Links steht neben vielem, was mir fremd ist, doch das, dem die Zukunft gehört." Agnes Miegel wurde übrigens erst 1940 - wie weit unter politischem Druck? - Mitglied der NSDAP. Das spricht wohl eher für eine weitgehend unpolitische Haltung der Dichterin. Innerhalb ihrer freundschaftlichen Verbindungen verwendete Agnes Miegel nie den "Deutschen Gruß". Wenn sie mit "Offiziellen" ein wenig bekannter war, bestellte sie herzliche Grüße oder Gott ergebenen Gruß - obwohl der "Hitlergruß" die für alle verpflichtende Grußform in der Zeit der NS-Diktatur war. Es steht fest, daß Agnes Miegel zeitlebens eine gläubige Christin war und auch in den Jahren 1933-45 nie von der Kirche und ihrem Glauben abrückte oder gar Zugeständnisse machte. Entnazifizierungs-Urteil für Agnes Miegel: Unbelastet. Sowohl Motive wie Handlungen haben niemals NS-Geist verraten. Nach 1945 schlug die Stunde der "Wendehälse", die im Rahmen ihrer Entnazifizierungsverfahren behaupteten, eigentlich immer schon gegen den Nationalsozialismus gewesen zu sein. Agnes Miegel verweigerte sich einer solch verlogenen "Instant-Entnazifizierung". Als tief religiöser Mensch sagte sie über ihr Wirken in der NS-Zeit: „Dies habe ich mit meinem Gott alleine abzumachen und mit niemand sonst.“ Die schließlich 1949 erfolgte Entnazifizierung Agnes Miegels brachte jedoch ein eindeutiges Urteil: Unbelastet. Wörtlich heißt es: Sowohl Motive wie Handlungen haben niemals NS-Geist verraten. Während des "Dritten Reiches" und in der Nachkriegszeit pflegte Agnes Miegel eine freundschaftliche Beziehung zu Anneliese Goerdeler. Sie war die Ehefrau von Carl Friedrich Goerdeler, eine der zentralen Gestalten des Widerstandes gegen Hitler. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 wurde er verhaftet und von den Nazis hingerichtet. Agnes Miegel 1946: klare Distanzierung vom Nationalsozialismus, Hoffnung auf ein neues besseres Deutschland Die zuweilen geäußerte Behauptung, die Dichterin habe sich nach 1945 nicht vom Nationalsozialismus distanziert, ist unzutreffend. Nach dem Ende des NS-Regimes äußerte Agnes Miegel in einem Brief an ihre spätere Biographin Anni Piorreck vom 31.8.1946 aus dem dänischen Flüchlingslager Oksböl all ihre Hoffnung auf ein gewandeltes, moralisch handelndes und bescheidenes neues Deutschland: "... zum ersten Mal auch faßte ich neuen Lebensmut durch die Gewißheit, daß da für Euch Jüngere und Eure Kinder aus aller Unrast und aller Not dieser Zeit ein neues besseres Deutschland aufwächst, ein kleines armes, aber nicht verarmtes Deutschland, wo jeder Willige seine Arbeit und sein Brot finden wird .... Ach möchte sich für alle ein Weg finden, an dem Aufbau dieses bescheiden gewordenen Deutschlands mitzuarbeiten." Damit hatte sich Agnes Miegel ganz klar von den Verhältnissen des NS-Staates distanziert. Auch
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Ausarbeitung: Detlef Suhr, Agnes-Miegel-Str. 42, 26188 Edewecht |