KulTours-Zeitgeschichte: Paul von Hindenburg (1847-1934)

Münster, Straßennamen-Debatte: Manipulation durch OB Lewe?

Zeitungen berichten über Manipulationsvorwürfe gegen Oberbürgermeister Markus Lewe: Bürgerumfrage zu Paul von Hindenburg nicht neutral. 

Meinungsforschungsinstitut Emnid kritisiert Fragebogen der Bürgerumfrage ebenfalls scharf

Auch das Ergebnis der Bürgerumfrage wird falsch dargestellt: Tatsächlich haben sich nur 18,3 % der Befragten für die Umbenennung des Hindenburgplatzes ausgesprochen 

Ausstellung "Ehre, wem Ehre gebührt?!" laut Westfälische Nachrichten einseitig

1. März 2012: Mit der offiziellen Auswertung der Bürgerumfrage zu Paul von Hindenburg setzt sich die Manipulationskampagne von Oberbürgermeister Markus Lewe nahtlos fort: In den Auswertungsunterlagen ist nämlich nachzulesen, daß sich 48,3 % der Befragten gegen den Namen Hindenburgplatz ausgesprochen hätten. Bei insgesamt 5.126 tatsächlich Befragten würde das eine Zahl von 2.476 Umbenennungsbefürwortern bedeuten. Tatsächlich haben sich - wie das Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung und Verkehrsplanung auf Nachfrage mitteilte - nur 936 Münsteraner für die Umbenennung des Hindenburgplatzes ausgesprochen. Das entspricht 18,3 % aller Befragten und damit weitgehend den Ergebnissen anderer repräsentativer Umfragen der Universität Münster. Vermutlich aus Protest haben etwa zwei Drittel der Befragten den - laut Emnid-Meinungsforschungsinstitut - "unfair" formulierten Fragebogen gar nicht erst ausgefüllt. Interessant ist, daß sowohl die Westfälischen Nachrichten als auch die Münstersche Zeitung auf die Zahlentrickserei der Stadt hereingefallen sind.   

Mit einer Bürgerumfrage wollte der Vorsitzende der "Kommission Straßennamen", Oberbürgermeister Markus Lewe ab Januar 2012 "repräsentativ" ermitteln lassen, wie sich die Auffassung der Bürger zu Hindenburg darstellt. Wie mehrere Zeitungen am 27.12.2011 berichteten, griff er dafür offenbar zu manipulativen Mitteln. Nachdem der Inhalt des Fragebogens bekannt geworden war, zeigte sich nämlich, daß mit der zweiten Frage nicht schlicht danach gefragt werden sollte, ob der Hindenburgplatz umbenannt werden soll oder nicht. Stattdessen wurde eine Suggestivfrage gestellt: "Nach neueren quellengestützten Forschungsergebnissen ist der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg als Stütze des NS-Regimes anzusehen. Besteht heute noch ein Anlaß, Hindenburg durch die Namensgebung für den größten Platz Münsters zu ehren?" Kritiker sehen in dieser Fragestellung ganz klar den Versuch einer gezielten Beeinflussung des Ergebnisses, um eine Mehrheit für die Umbenennung zu erlangen. Damit hätte das Ergebnis der Bürgerumfrage aber keinerlei Aussagekraft.

Auch der Chef des Meinungsforschungsinstitutes "Emnid" Klaus-Peter Schöppner hält besonders die zweite Frage der Stadt für unglücklich gestellt. Eine geeignete Frage wäre nach Klaus-Peter Schöppner, ohne vorherige Erklärung zu fragen: „Soll der Hindenburgplatz umbenannt werden - ja oder nein?“ Die vorgeschobene Erläuterung sei von denen, die die Frage beantworten sollen, nicht überprüfbar. Um welche Forschungsergebnisse es sich handele, bleibe unklar. „Das ist eine starke Präjudizierung, ein objektives Urteil erhält man so nicht“, betont Schöppner. „Fair wäre gewesen, zu bemerken, dass die Frage umstritten ist.“ Dieselbe Kritik übt Schöppner an der nächsten Frage, bei der es um die Umbenennung von Straßen und Wegen geht. Auch hier werde die Einschätzung nahegelegt, dass es erwiesen sei, dass die bereffenden Namensgeber Stützen der NS-Gesellschaft gewesen seien. Lesen Sie den entsprechenden Artikel der Westfälischen Nachrichten.

Der Grund für die Beeinflussungsversuche ist wohl in allen bisherigen Umfragen zum Thema Hindenburg zu sehen: Jede dieser Umfragen erbrachte ein überwältigendes Ergebnis zugunsten des Erhaltes des Hindenburgplatzes in Münster - darunter auch repräsentative Umfragen der Universität Münster.  

Manipulationsvorwürfe an die Adresse Lewes auch in Bezug auf die geplanten Informationsveranstaltungen zu Straßennamen in Münster. Auch hier sollen nur jene Wissenschaftler vertreten sein, die sich für eine Umbenennung der fraglichen Straßen einsetzen. Die zahlreichen Experten, welche den verschiedenen Umbenennungen kritisch gegenüberstehen, werden vermutlich gar nicht auf dem Podium zu finden sein. 

26.1.2012: Bei einer Diskussionsveranstaltung der Straßennamen-Debatte in Münster-Ost zeigte sich im Publikum sehr viel Unmut über die bisher völlig einseitige Darstellung jener Personen, nach denen die Straßen benannt sind, welche von den Historikern Thamer und Kenkmann für eine Umbenennung vorgeschlagen wurden. Statt mit dem Publikum zu diskutieren, zogen es die Historiker vor, dieses zu beschimpfen und abzuqualifizieren. So bezeichnete Kenkmann sehr martialisch Publikum und Veranstaltungsort als "vermintes, umkämpftes Terrain" und bezichtigte den Mitbegründer der Initiative Bürger gegen Umbenennungswillkür Herbert Kober gar der "Verleumdung" - ein ungeheuerlicher Vorgang. Kober hatte die Einseitigkeit der Veranstaltung bemängelt. Auf dem Podium waren nämlich ausschließlich Wissenschaftler zu finden, die sich für die diversen Umbenennungen aussprechen und keine Experten, die solchen Umbenennungen zumindest kritisch gegenüberstehen. In einem Flugblatt, das vor der Veranstaltung an alle Besucher verteilt wurde, erläuterte die Initiative ihre Forderung nach Demokratisierung des Verfahrens - hier zum download. Die Bezirksvertretung Münster-Ost hatte schon am 19.1.2012 per Beschluß die Öffnung der Informationsveranstaltungen für  Fachleute mit anderer Auffassung gefordert.

Die Ausstellung "Ehre, wem Ehre gebührt" im Rathaus zu Münster ist ähnlich einseitig ausgefallen und besitzt damit ebenfalls keine objektive Aussagekraft. Lesen Sie eine Kritik zur Ausstellung.

Angesichts der enormen Kosten der Münsteraner "Informations"-Kampagne zu strittigen Straßennamen erscheinen diese Manipulationsvorwürfe besonders gravierend.

Inzwischen sprechen sich immer mehr Ratsmitglieder für eine Öffnung der Informationskampagne auch für solche Wissenschaftler aus, welche die Straßenumbenennungen ablehnen oder ihnen zumindest kritisch gegenüberstehen. Die Bezirksvertretung Münster-Ost hat gar am 19.1. einen dementsprechenden Beschluß gefaßt. Lesen Sie die Internetseite der CDU zu diesem Thema. Man darf gespannt sein, wie lange Oberbürgermeister Lewe solche Beschlüsse noch ignorieren kann.  

In einem umfangreichen Radiobeitrag für "Antenne Münster" (Bürgerfunk Ost-West-Radio) vom 7.8.2011 machte der ehemalige Leitende Mitarbeiter der Universitätsverwaltung Münster Herbert Kober die ganze Absurdität der Umbenennungsbestrebungen deutlich - hier als PDF-Dokument zum Ausdrucken.

Bürgerbegehren kann mögliche Ratsentscheidung zur Umbenennung des Hindenburgplatzes wieder rückgängig machen

Sollte der Stadtrat von Münster trotzdem eine Umbenennung des Hindenburgplatzes beschließen, kann dieses durch ein Bürgerbegehren wieder rückgängig gemacht werden. 

Mehr zu den Themen "Hindenburgplatz" und "Straßennamen-Debatte" in Münster finden Sie hier:

Münster, Hindenburgplatz: Klare Mehrheit gegen Umbenennung

CDU Münster: Junge Union für Hindenburgplatz

Münster: Hindenburgplatz bleibt

Münster: "Informationen und Dokumente zu Straßennamen" in der Kritik

Münster: CDU-Fraktion kritisiert Informationen zu Straßennamen

Zweifelhafte Ausstellung "Ehre, wem Ehre gebührt?!" in Münster

Münster, Straßennamen: Fiasko für Thamer, Kenkmann und Lewe

Fragwürdige Hindenburg-Biographie von Wolfram Pyta



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Einzelnachweise, Quellenverzeichnis 



Vollständige Agnes-Miegel-Dokumentation



Ausarbeitung: Detlef Suhr, Agnes-Miegel-Str. 42, 26188 Edewecht