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Aktuelles über die Dichterin Agnes Miegel (1879-1964) von Detlef Suhr, Pressesprecher der literarischen Agnes-Miegel-Gesellschaft e. V.

Willkür statt Wissenschaft:

Prof. Dr. Ernst Ribbat disqualifiziert sich als Rezensent,
eine westfälische Forschungsstelle als wissenschaftliches Institut,

ein Verlag und der ihn tragende Verband als demokratische Einrichtung

Zu dem Buch von Marianne Kopp (Hg.), „Agnes Miegel. Ihr Leben, Denken und Dichten von der Kaiserzeit bis zur NS-Zeit. Mosaiksteine zu ihrer Persönlichkeit“ (Jahresgabe 2011/2012 der Agnes-Miegel-Gesellschaft, erschienen im Ardey-Verlag, Münster 2011) ist eine Rezension von Ernst Ribbat in dem wissenschaftlichen Jahrbuch „Westfälische Forschungen“ 63, 2013 (S. 532-535) erschienen. Wer diese Stellungnahme des Münsteraner Universitätsprofessors liest, müsste auf ein ganz anderes Buch schließen – so fern sind seine Ausführungen von dem Gehalt des besprochenen Bandes. Selbstherrlich proklamiert er Unwahrheiten über Agnes Miegel, indem er verbindliche wissenschaftliche Arbeitsmethoden völlig missachtet. Dafür geht er mit plumper Willkür zu Werke und erfindet Zusammenhänge, die weder in dem Buch stehen noch von anderen Quellen belegt sind.

Warum gibt sich ein renommierter Literaturwissenschaftler und Hochschullehrer a.D. dazu her? Es geht ihm offensichtlich nicht um eine angemessene Rezension der wissenschaftlichen Aufsätze in dem Buch, sondern um eine parteiische Deformation Agnes Miegels  als  deutsche Dichterin. Der offensichtliche Grund ist eine zeitgleich in der Stadt Münster geführte Kampagne des Stadtrates zur Umbenennung von Straßennamen, denen ein NS-Bezug zugeordnet wurde. Die Stadt Münster hatte aus diesem Anlass eine einseitig zusammengesetzte Kommission beauftragt, die Umbenennung der Straßen zu begründen und in sog. Bürgerforen durchzusetzen. Das  Westfälische Institut für Regionalgeschichte (WIR-Institut) im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) war in diesem Zusammenhang beauftragt worden, eine öffentliche Tagung über die Umbenennung der bezeichneten Straßen – darunter u.a. auch der Agnes-Miegel-Straße im Bezirk Münster-Ost – durchzuführen.

In dieser Situation war das zeitgleich im Ardey-Verlag (einer Tochter des LWL) erschienene Buch über Agnes Miegel, das einen gewichtigen Beitrag zu einer neuen historisch-kritischen Miegel-Forschung leistet, höchst unwillkommen, insbesondere dem Ardey-Verlag, der sich verpflichtet hatte, die Aufsätze des Symposiums des WIR-Instituts (LWL) mit u.a. in Bezug auf Agnes Miegel verzerrenden Ausführungen  zu drucken. Der Verlag brach  deswegen – wie inzwischen weithin bekannt – unter sachlich unhaltbaren Vorwänden den zuvor bereitwillig geschlossenen  Druck-und-Vertriebs-Vertrag des eingangs bezeichneten Buches mit der Agnes-Miegel-Gesellschaft, das bereits gedruckt vorlag und versandt wurde, und zwar vier Wochen vor der vereinbarten öffentlichen Pressevorstellung, die der Verlag einseitig aufkündigte.  

Das daraufhin von der Agnes-Miegel-Gesellschaft beim Landgericht  eingeleitete Rechtsverfahren wegen Vertragsbruchs ist zugunsten der Agnes-Miegel-Gesellschaft entschieden worden. Im Zusammenhang mit dem Verfahren legte der Ardey-Verlag  dem Gericht die oben bezeichnete negative Besprechung des Miegel-Bandes  durch Prof. Dr. Ribbat gleichsam als Gutachten vor.

Das WIR-Institut des LWL übernahm diese durch das Gerichtsverfahren bekannt gewordene Besprechung bereitwillig in sein Organ „Westfälische Forschungen“ (Band 63, 2013), lehnte aber die von der Agnes-Miegel-Gesellschaft rechtzeitig eingereichte Entgegnung mit dem Bemerken ab, dass  die Aufnahme einer Entgegnung nicht üblich sei.

Unüblich ist es, dass sich die überwiegend historisch ausgerichteten „Westfälischen Forschungen“, die normalerweise keine – und zumal nicht landfremde – Literaturbesprechungen aufnehmen, gerade in diesem Fall zum parteilichen Wortführer einer selbst im Gerichtsverfahren gescheiterten Rezension machen und eine sachbezogene Richtigstellung ablehnen. Sie haben sich damit in eklatanter Weise unwissenschaftlich verhalten und zu einer politisch einseitigen Stellungnahme missbrauchen lassen, die der Herausgeber des Bandes, das von ihm geleitete Institut und der das Institut tragende LWL zu verantworten haben.

Die Agnes-Miegel-Gesellschaft sieht sich daher veranlasst, die nachfolgende Stellungnahme der Herausgeberin des Miegel-Bandes, der Literaturwissenschaftlerin Dr. Marianne Kopp, zur Rezension des Münsterschen Universitätsprofessors a.D. Dr. Ernst Ribbat hier zu veröffentlichen. Dessen Besprechung ist nicht nur gegenüber der international anerkannten deutschen Dichterin ein Affront (cui bono?), sondern verstößt in beschämender Weise auch gegen das Berufsethos eines Literaturwissenschaftlers.

 

Kritik und Richtigstellungen 

Erwiderung auf die Rezension von Ernst Ribbat in „Westfälische Forschungen“ 62, 2012, S. 532-535

zu: Marianne Kopp (Hg.), Agnes Miegel. Ihr Leben, Denken und Dichten von der Kaiserzeit bis zur NS-Zeit. Mosaiksteine zu ihrer Persönlichkeit (Jahresgabe 2011/2012 der Agnes-Miegel-Gesellschaft). Ardey-Verlag, Münster 2011. 142 Seiten

Im Eingangssatz seiner Besprechung des Buches „Agnes Miegel. Ihr Leben, Denken und Dichten von der Kaiserzeit bis zur NS-Zeit – Mosaiksteine zu ihrer Persönlichkeit“ (Münster 2011) bezeichnet der Rezensent die deutsche Dichterin Agnes Miegel als „drittrangige Autorin“ (S. 532). Mit dieser Einschätzung, die er zudem mit keinerlei Argumenten oder wissenschaftlichen Quellen stützt, profiliert er sich kaum als ernst zunehmender Literaturkritiker, denn seiner Auffassung stehen die zahlreichen Ehrungen und Auszeichnungen entgegen, die Agnes Miegel von jungen Jahren bis in ihr hohes Alter als deutsche Dichterin erfahren hat: u.a. 1916 den Kleist-Preis, 1924 die Ehrendoktorwürde der Universität Königsberg, 1959 den Literaturpreis der Bayerischen Akademie der schönen Künste, der 1957 unter demselben Präsidenten auch an Alfred Döblin ging. Marcel Reich-Ranicki nahm einige ihrer Balladen und Gedichte in einen Kanon unvergänglicher deutscher Dichtung auf. Selbst im heutigen Kaliningrad anerkennt man Agnes Miegel als deutsche Dichterin und rezipiert ihre Gedichte; in gleicher Weise würdigt auch die polnische Literaturkritik Agnes Miegel zeitunabhängig als deutsche Dichterin.

Dem Geleitwort des angesehenen Historikers Prof. Dr. Paul Leidinger unterstellt Herr Ribbat Parteilichkeit und reklamiert, dass „dessen Spezialgebiet bisher nicht Ostpreußen war“ (S.533). Dabei unterschlägt er den Forschungsschwerpunkt und das fundierte Wissen dieses Geschichtswissenschaftlers in der deutschen und europäischen Zeitgeschichte, wozu bekanntlich auch die deutsche Provinz Ostpreußen gehörte.

Die Geschichte der Buchveröffentlichung wird falsch wiedergegeben. Keineswegs hatte der Ardey-Verlag in Münster „den Band vor dem eigentlichen Veröffentlichungstermin aus seinem Programm genommen“ (S. 533)! Am 10. Juni 2011 war das Buch erschienen, auf Internet-Plattformen annonciert und mit fast zwei Dritteln der Auflage bereits in Umlauf gebracht und verkauft worden. Vier Wochen später brach der Verlag den einvernehmlich geschlossenen Vertrag mit der unwahren Behauptung der Unwissenschaftlichkeit, während die Stadtpolitik in Münster gerade vehement die (schließlich abgewiesene) Umbenennung der dortigen Agnes-Miegel-Straße betrieb. Dieser krasse Vertragsbruch hat die Agnes-Miegel-Gesellschaft zu einer rechtlichen Klärung veranlasst, die inzwischen erfolgt ist mit dem Ergebnis, dass dem Ardey-Verlag aufgegeben wurde:  1. den Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit zu unterlassen, 2. die Verlagsrechte an dem Miegel-Buch an die Agnes-Miegel-Gesellschaft zurückzugeben, 3. den im Verlag beruhenden Teil der Buchauflage – statt zu makulieren – an die Agnes-Miegel-Gesellschaft herauszugeben, 4. der Agnes-Miegel-Gesellschaft nachgewiesene Kosten zu erstatten, 5. den überwiegenden Teil der Gerichtskosten zu zahlen.

Die beiden Beiträge der Herausgeberin stellt Herr Ribbat verzerrt und unsachlich dar. Den Aufsatz „Sonnabends gab es immer Kartoffelsuppe“ macht er allein durch dessen Überschrift verächtlich, ohne mit einem einzigen Wort auf den Inhalt einzugehen, d.h. die vor allem kulturhistorische Bedeutung der zahllosen Zitate zur ostpreußischen Küche überhaupt zur Kenntnis zu nehmen.

Zu der Arbeit über Agnes Miegels Briefe an Lulu Diederichs mit dem Ziel, „Charakteristisches für Agnes Miegels Persönlichkeit zu gewinnen, auch näheren Aufschluss über ihren Alltag“ (S. 533) – nennt er keines der wesentlichen neuen Ergebnisse dieser Untersuchung: etwa die Alltagsnöte der deutschen Dichterin und ihre Gleichgültigkeit gegenüber allen Ehrungen und Auszeichnungen, womit sie sich von vielen Zeitgenossen unterschied.

Andererseits löst er Stichworte aus ihrem Zusammenhang und gibt ihnen jenseits des Textes eine willkürlich neue Deutung, ohne dafür Quellen oder Interpretationsgrundlagen anzuführen. Beispiel dafür ist das „Gelöbnis treuester Gefolgschaft“, das Agnes Miegel 1933 mit 87 weiteren deutschen Schriftstellern unterzeichnete. Herr Ribbat unterschlägt den zitierten Text und behauptet, die im Gelöbnis genannten Werte und Ziele widersprächen dem heutigen Rechtsstaat und einer demokratischen Grundordnung. Der Text lautete: „Friede, Arbeit, Freiheit und Ehre sind die heiligsten Güter jeder Nation und die Voraussetzung eines aufrichtigen Zusammenlebens der Völker untereinander. Das Bewusstsein der Kraft und der wiedergewonnenen Einigkeit, unser aufrichtiger Wille, dem inneren und äußeren Frieden vorbehaltlos zu dienen, die tiefe Überzeugung von unseren Aufgaben zum Wiederaufbau des Reiches und unsere Entschlossenheit, nichts zu tun, was nicht mit unsrer und des Vaterlandes Ehre vereinbar ist … .“

Herr Ribbat übersieht den Zusammenhang des „Gelöbnisses“ im Rahmen einer die internationale Politik überraschenden Friedenspolitik Hitlers 1933 und 1934, die am 26. Januar 1934 zum Abschluss eines Nichtangriffspaktes mit Polen führte, womit Hitler seine für die Unterzeichner des Gelöbnisses nicht erkennbaren wahren Absichten eines späteren Angriffskrieges verschleierte.

Selbst wo Herr Ribbat sich verhalten positiv äußert und den Aufsatz von Ursula Seibt über die Silberne Wartburgrose „solide und auch für den Außenstehenden interessant“ (S. 533) nennt, dichtet er nach Gutdünken etwas hinzu, was keineswegs im Text steht und von keiner Quelle belegt wird: Die Dichtung des Wartburgkreises sei nicht nur national-konservativ gewesen, sondern auch strikt gegenmodern und antisemitisch.

Agnes Miegels Auffassung zu der „neuen Zeit“ (seit 1933) wird in dem Buch auf S. 60-62 ausführlich und differenziert begründet. Darauf geht Herr Ribbat gar nicht ein, sondern behauptet dagegen ohne Beachtung der angeführten Begründungen und ohne die Angabe weiterer Quellen eine rückhaltlose Parteinahme Miegels für Hitler.

Bezüglich der quellengestützten Analyse „des Kieler Lyrikers und Kulturorganisators Bodo Heimann“ (S. 534) zu Agnes Miegels Haltung im Dritten Reich (im Buch S. 11-46) unterschlägt Herr Ribbat zunächst absichtlich dessen jahrzehntelange Tätigkeit als Literaturwissen­­schaftler und Hochschuldozent im In- und Ausland, dessen Publikations­liste seiner eigenen nicht nachsteht, wie in dem Autorenporträt auf S. 141 nachzulesen ist.

Dann vermisst Herr Ribbat ein Eingehen auf die „maßgebliche“ Forschung zu Agnes Miegel. Leider enthält die von ihm genannte Literatur (Manthey, Ribbat, Bittrich) jedoch keine erhellenden Quellenanalysen, sondern sogar manche sachliche und methodische Fehler.

Aus der großen Untersuchung von Stefanie Schüler-Springorum über die jüdische Minderheit in Königsberg (1996) postuliert er schließlich eine dort im Kontext äußerst knappe Erwähnung Agnes Miegels (eine Fußnote in einem 400-Seiten-Buch!), als sei diese für die von der Agnes-Miegel-Gesellschaft herausgegebenen „Mosaiksteine“ unabdingbar. Schüler-Springorum erwähnt dort Ludwig Goldstein, der in der allgemeinen antijüdischen Stimmung in Königsberg 1933 keinen teilnehmenden Antwortbrief von Agnes Miegel erhalten habe. Ungewiss bleibt dabei, ob Agnes Miegel den Brief ihres früheren Förderers überhaupt erhalten hat oder warum ihre Antwort ausblieb. Herr Ribbat konstruiert daraus aber, Agnes Miegel hätte ihre jüdischen Kontakte 1933 abrupt abgebrochen – obwohl ja nach Marie Luise Kaschnitz’ Tagebüchern bekannt ist, dass Agnes Miegel bis mindestens 1936 Kontakte zu Juden pflegte, obwohl dies die NS-Rassegesetze bereits seit 1935 unter Strafe verboten.

Statt manipulierend die Behauptungen anderer Autoren als Autoritäten zu zitieren, bemüht sich gerade der Aufsatz von Bodo Heimann in dem Band „Mosaiksteine“ um eine eingehende Analyse von Texten Agnes Miegels, die bisher kein Forscher vergleichbar in ihrer Zeit betrachtete. Die an allen Universitäten gelehrte wissenschaftliche Methode wird von Bodo Heimann klar vorgestellt: „In den historischen Wissenschaften, wozu auch Literaturwissenschaft gehört, gibt es ein bewährtes Prinzip: Texte, überhaupt Überlieferungen, sollen in ihrem Kontext gesehen und verstanden werden. Ein Interpret soll Texte nicht naiv so interpretieren, als seien sie in seiner Gegenwart entstanden, sondern die zeitliche und räumliche Situation der Vergangenheit mit bedenken, in der sie geschaffen wurden. Das gilt umso mehr, je mehr sich die historischen Situationen unterscheiden, in unserem Fall die Lebenswirklichkeit im Dritten Reich einerseits und die eines Lesers im 21. Jahrhundert andererseits.“ (S.11) Gerade die bislang von der Forschung ganz vernachlässigte Text-Analyse hat Bodo Heimann sich in seinem Aufsatz zur Aufgabe gesetzt, keine breite Literaturdiskussion, die in diesem Fall zudem unergiebig wäre.

Die eingehende Analyse des Gedichts „An Deutschlands Jugend“ mit dem bezeichnenden Schlussvers „Dienend dem neuen Tag, dem blut- und feuergebornen, dessen Abend der Friede!“ auf S. 34-36 unterschlägt Herr Ribbat – dagegen behauptet er ohne weitere Begründung, das Gedicht sei Agnes Miegels Danksagung, „dass sie den totalen Krieg einer aggressiven HJ noch erleben darf.“(S. 535) Dies ist eine eindeutige Fehlinterpretation des Rezensenten, der zudem die zeitentsprechende Erklärung der alternden Dichterin über ihr Verhältnis zur Jugend entgegensteht: „Ich war euer Fleisch und Blut, war Euer Geist und Wesen. Durch mich gingt ihr in diesen Tag. Ich gab mein Blut nicht weiter. Nichts gab ich als meinen Geist in meinem schwachen Wort an Jugend, die andere Mütter trugen. Nichts als dies – und meine große Liebe“ (Walter T. Rix, „Gleichnis höchsten Gutes“. Königsberg im Werk von Agnes Miegel, Augsburg 2006, S. 39-40). Man kann hinzu setzen, dass Agnes Miegel an keiner Stelle ihres Werkes einem Angriffskrieg der NS-Diktatur oder ihrer Rassepolitik das Wort redet und sich der NS-Ideologie unterstellt.

Im amtlichen Entnazifizierungsverfahren Agnes Miegels 1948/49 bescheinigte der Hauptausschuss Hannover Agnes Miegel daher nach eingehender Prüfung zu Recht, dass „Motive wie Handlungen niemals NS-Geist verraten haben.“

Über den Zeitzeugen Hans Grimm müsste der Literaturprofessor Ernst Ribbat eigentlich wissen, dass dieser tatsächlich kein Nationalsozialist war, sondern eher national konservativ, ein kolonialer Erzähler nach englischem Vorbild, der in seinem bereits 1926 erschienen Roman „Volk ohne Raum“ den Verlust deutscher Kolonien beklagte. Die Nazis bemerkten sehr wohl, dass Hans Grimm, der kein NS-Parteimitglied war, nicht auf ihrer Linie lag, er wurde zu Goebbels zitiert, seine Lippoldsberger Dichtertreffen wurden ihm verboten.

Der Rezensent spricht schließlich dem Hauptausschuss in Hannover die sorgfältige Prüfung des Falls Agnes Miegel ab und beansprucht für sich selbst, im Jahre 2012 besser urteilen bzw. verurteilen zu können! Der Friedensnobelpreisträger Willy Brandt sah das anders, als er 1961 als regierender Bürgermeister von Berlin die 82-jährige Dichterin Agnes Miegel in Bad Nenndorf besuchte, sie mit Blumen beehrte und sich nicht scheute, Pressefotos von seinem Besuch in die Öffentlichkeit gelangen zu lassen. Und auch der polnische Literaturwissenschaftler Tadeusz Namowicz (Warschau) schließt bereits 1994 seine eingehende Untersuchung des Werks von Agnes Miegel als Grenzlanddeutsche mit dem Resümee: „Man wird dem Werk von Agnes Miegel nicht gerecht, wenn man sie primär den Autoren ‚unter dem Hakenkreuz’ zurechnet. Das Ergebnis der vorliegenden Analyse zeigt deutlich, dass Agnes Miegel nur selten und punktuell sich zum ‚Hakenkreuz’ bekannte. Die von ihr vorherrschende Auffassung von der Heimat war in der Regel den ns Ideologemen konträr“ (Lublin 1994, S. 66f.). Er bestätigt damit in unverdächtiger Weise das Urteil der Entnazifizierungskommission von 1949.

Herr Ribbat hingegen betitelt Agnes Miegel ohne weitere Begründung als „Führungsfigur der NS-Kultur“ (S. 535) und moniert öffentliche Reue, obwohl hinlänglich bekannt ist, wie viele Persönlich­keiten sich mit öffentlichen Lippenbekenntnissen in der Nachkriegszeit opportunistisch besser zu positionieren trachteten. Er ist nicht in der Lage, anzuerkennen, dass die auch in den NS-Jahren strenggläubige Calvinistin Agnes Miegel nur ihrem Gott Rechenschaft ablegen wollte und dass Gott für sie höher stand als die Menschen. Ihr eindrucksvolles Bekenntnis und ihr ernster öffentlicher Appell nach 1945 „nichts als den Hass zu hassen“, scheint ihm wie auch die internationale Miegel-Forschung gänzlich unbekannt zu sein.

Allgemein ist zu berücksichtigen, dass die Aufsätze des Bandes „Mosaiksteine“ aus der Tagung einer ehrenamtlich arbeitenden, kleinen Literaturgesellschaft hervorgegangen sind. Sie konnte nicht alle Aspekte von Leben und Werk der Dichterin umfassend und erschöpfend aufzeigen – daher der auch im Vorwort erklärte Titel „Mosaiksteine“! Der Band eröffnet den Beginn einer neuen wissenschaftlichen Miegel-Forschung, die ohne institutionelle staatliche Unterstützung auf ehrenamtlicher Basis von ausgewiesenen Literaturwissenschaftlern geleistet wird. Sie stellt sich gerne einer weiterführenden wissenschaftlichen Kritik, kann aber erwarten, dass diese sich an die verbindlichen Maßstäbe einer kritischen Literaturwissenschaft hält.

Der Text von Ernst Ribbat ist als „einlässliche Rezension“ (S. 532) keine wissenschaftliche Beurteilung des Buches über Agnes Miegel, sondern eine willkürliche Komposition von persönlichen Ansichten, die weder in dem von ihm angezogenen Buch noch in der international ernstzunehmenden Miegel-Forschung eine Entsprechung haben. Seine Auffassungen sind von zeitgebundenen, nicht haltbaren Vorurteilen gegen die international anerkannte deutsche Dichterin Agnes Miegel geleitet, die einen Rezensenten disqualifizieren.

Dr. phil. Marianne Kopp, Stadtbergen bei Augsburg



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Ausarbeitung: Detlef Suhr, Agnes-Miegel-Str. 42, 26188 Edewecht