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Audio-Biographie (WDR-Zeitzeichen, 2014) - auch als WDR Wissen-Schulmitschnitt erhältlich

Aktuelles über die Dichterin Agnes Miegel (1879-1964) von Detlef Suhr, Pressesprecher der literarischen Agnes-Miegel-Gesellschaft e. V.

Ahlen-Vorhelm: Breite Mehrheit für Erhalt der Agnes-Miegel-Straße

Bürgerentscheid fällt eindeutig aus: Name der Agnes-Miegel-Straße bleibt erhalten

16.8.2015: In einem Bürgerentscheid entschieden sich 85,85 Prozent der Bürger für die Beibehaltung der Straßennamen Agnes-Miegel-Straße, Pfitznerweg, Karl-Wagenfeld-Platz und Friedrich-Castelle-Weg in Ahlen. Es handelte sich um den ersten Bürgerentscheid in der Ahlener Stadtgeschichte. Der vorher erfolgte Ratsbeschluss, welcher eine Umbenennung der Straßen bestimmte, ist damit rückgängig gemacht. Lediglich 14,15 Prozent der Bürger stimmten für eine Umbenennung. Das Ergebnis der Abstimmung war also an Eindeutigkeit nicht zu übertreffen.

Ruhmöllers Thesen immer absurder: Nun gerät selbst Wilhelm Busch ins Schussfeld

11.12.2013: Immer absurder werden die Thesen des Ahlener Bürgermeisters Benedikt Ruhmöller. "Wilhelm Busch war ebenfalls ein Antisemit", äußerte er - laut Ahlener Zeitung -  in der jüngsten Sitzung des Schul- und Kulturausschusses zum Thema "Umbenennung von Straßen".  Deshalb hält er ihn nicht für geeignet, Namensgeber von Straßen zu sein. Wilhelm Busch gilt als einer der weltweit bedeutendsten und international einflussreichsten Zeichner und Karikaturisten. 

Kreisheimatpfleger Dr. Hermann Mesch distanziert sich von seinen Behauptungen über Agnes Miegel und versichert, diese nicht mehr zu wiederholen.
Die Agnes-Miegel-Gesellschaft hatte die verunglimpfenden Behauptungen des Fraktionsmitgliedes der "Grünen" scharf kritisiert.   

23.10.2013: In einem Schreiben an die literarische Agnes-Miegel-Gesellschaft hat der Warendorfer Kreisheimatpfleger Dr. Hermann Mesch seine diffamieren Äußerungen über die Dichterin Agnes Miegel (siehe unten) widerrufen und versichert, diese nicht mehr zu wiederholen. Damit reagierte er auf ein Schreiben der Agnes-Miegel-Gesellschaft, in dem er zu einem solchen Widerruf aufgefordert worden war. 

Überwältigende Mehrheit der Anwohner ist gegen Straßenumbenennung.

21.10.2013: Die Anwohner der Agnes-Miegel-Straße in Ahlen haben sich mit überwältigender Mehrheit gegen eine Umbenennung ihrer Straße ausgesprochen, dieses per Schreiben an Bürgermeister Benedikt Ruhmöller zum Ausdruck gebracht und per Unterschriftensammlung belegt. Auch der Karl-Wagenfeld-Platz, der Friedrich-Castelle-Weg und der Pfitznerweg sollen nach dem Willen der Bürger nicht umbenannt werden. Lesen Sie dazu auch den Artikel in der Online-Ausgabe der Zeitung "Die Glocke" vom 16.10.2013.

27.9.2013: Der Warendorfer Kreisheimatpfleger Dr. Hermann Mesch hat offenbar bewusst Unwahrheiten über die bedeutende ostpreussische Dichterin Agnes Miegel verbreitet und sie damit zu diffamieren versucht. Laut einem Zeitungsartikel der "Westfälischen Nachrichten" vom 27.9.2013 behauptete er in einer Kulturausschusssitzung der Stadt Warendorf, die Dichterin habe "noch 1953 ihre einstige BDM (Bund deutscher Mädel)-Führerin mit dem deutschen Gruß verabschiedet". Jeglicher Beleg für seine Behauptungen fehlt jedoch.Der "deutsche Gruß" war die verpflichtende Grußform in der NS-Zeit. Agnes Miegel hat diese Grußform selbst unter den Zwängen der NS-Diktatur im Bekanntenkreis nicht angewendet und ist damit ein erhebliches Risiko eingegangen. Miegel gilt als die bedeutendste ostpreussische Dichterin und wurde sogar von dem jüngst verstorbenen "Literaturpapst" Marcel Reich-Ranicki ausdrücklich gewürdigt. Die Aussage Meschs zu den Werken der Dichterin, "diesen Schmutz muss man nicht mehr lesen", kann vor diesem Hintergrund nur als billige Diffamierungskampagne gegen die Dichterin angesehen werden. Die Kampagne gipfelt in der Behauptung des "Grünen"-Fraktionsmitgliedes Mesch: "Es ist nichts Gutes an der Dame." Die renommierte literarische Agnes-Miegel-Gesellschaft in Bad Nenndorf, welcher die international bedeutendsten Miegel-Experten - Literaturwissenschaftler wie Historiker - angehören, hat die Behauptungen Meschs inzwischen scharf verurteilt.
 
Der Historiker Prof. Dr. Paul Leidinger aus Warendorf, einer der bedeutendsten Miegel-Kenner, kritisiert die diffamierenden Äußerungen in einem Leserbrief an dieWestfälischen Nachrichten.
Dr. Hermann Mesch wird zur öffentlichen Rücknahme seiner Behauptungen aufgefordert.
  


Der renommierte Warendorfer Historiker Prof. Dr. Paul Leidinger hat die diffamierenden Äußerungen des Herrn Dr. Mesch inzwischen in einem Leserbrief an die Westfälischen Nachrichten (veröffentlicht am 28.9.2013) ebenfalls massiv kritisiert. Darin heißt es:

"Sehr geehrte Redaktion, Ihrem Bericht über Äußerungen in der Sitzung des Kulturausschusses des Rates der Stadt Warendorf in der heutigen Ausgabe der Warendorfer Lokalseite der WN entgegne ich mit der nachfolgenden Stellungnahme: 
Der Kulturausschuss der Stadt hat in seiner Sitzung am 25.09.2013 beschlossen, vor einer Entscheidung über den seit 2010 von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen eingebrachten Antrag auf Straßenumbenennungen sich zunächst weiter sachkundig zu machen.
In vorauseilender Willkür hat jedoch Herr Dr. Hermann Mesch als sachkundiger Bürger für die Grünen nach dem  Bericht Ihrer Zeitung bereits seine Entscheidung in der Frage Agnes-Miegel-Straße vorgegeben, diese zu eliminieren. Er führt dazu an, diese habe „1953 noch ihre einstige BDM-Führerin mit dem ‚deutschen Gruß’ verabschiedet.“ Der wissenschaftlichen Agnes-Miegel-Forschung ist ein solcher angeblicher Sachverhalt bis heute nicht bekannt. Nach allem, was man über Agnes Miegel weiß, ist er auch unwahrscheinlich. 
Herr Dr. Mesch wird daher aufgefordert, einen Beweis für seine Äußerung vorzulegen oder sich im Falle, dass er das nicht kann, seine Diffamierung Agnes Miegels öffentlich zurückzunehmen. Auch seine Äusserung „Es ist nichts Gutes an der Dame“ ist ein verleumderisches strafbewehrtes Verdikt. Was würde Herr Mesch von einer Person sagen, die ihm  undifferenziert vorhielte: „Es ist nichts Gutes an diesem Mann“. Dabei weiß man, dass Herr Dr. Mesch vielseitig ehrenamtlich und sozial tätig ist, auch wenn er nicht an das Ansehen und die Bedeutung von Agnes Miegel als einer international anerkannten deutschen Dichterin herankommt, deren Würdigung sich gerade in den verschiedenen Anfechtungen der Gegenwart immer wieder bestätigt hat."

Prof. Dr. Paul Leidinger, Warendorf

23.8.2012, Münster: Katastrophale Niederlage für OB Markus Lewe und seine Auftragsgutachter von der Uni Münster: Alle Straßennamen in Münster-Ost behalten ihre Namen - sowohl die Agnes-Miegel-Straße als auch der Stehrweg, der Castelleweg und der Heinrich-Lersch-Weg. Das entschied die Bezirksvertretung Münster-Ost am Donnerstag, den 23.8.2012. Im Vorfeld hatten sich die Historiker der "Kommission Straßennamen" Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer und Prof. Dr. Alfons Kenkmann gravierende Fehler bei der Beurteilung der Namensgeber umstrittener Straßennamen erlaubt. 

8.3.2013: Schon im Jahre 2010 hatten sich die Anwohner der Agnes-Miegel-Straße in Ahlen-Vorhelm mit großer Mehrheit gegen die Umbenennung ihrer Straße gewandt. Nach dem jüngsten Forschungsstand (Anfang 2013) ist eine Umbenennung von Agnes-Miegel-Straßen sachlich in keiner Weise mehr zu rechtfertigen. Das Werk und die Korrespondenz der ostpreußischen Dichterin Agnes Miegel sind völlig frei von Rassismus und Antisemitismus - jene Elemente, ohne die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und Holocaust nicht denkbar sind. Auch die Herabsetzung politisch Andersdenkender findet sich nirgends. Trotzdem betreiben linke und linksextreme Gruppen sowie das Internet-Laienlexikon "Wikipedia" ihre Demontage und die Umbenennung von Agnes-Miegel-Straßen. Solche Umbenennungen sind jedoch nach den neuesten Forschungsergebnissen der wichtigsten Experten für Leben und Werk der Dichterin sachlich in keiner Weise gerechtfertigt. Seit Februar 2011 sind daher fast alle Umbenennungsversuche in den Städten und Gemeinden von den Stadt- und Gemeinderäten abgelehnt worden - zuletzt in Delmenhorst, Stuhr, Ganderkesee, Münster, Velbert, Bottrop, Mainz-Finthen, Sankt Augustin, Bergkamen-Oberaden, Gronau, Bergisch Gladbach, Goslar, Herzberg und Bohmte. 

Stadt lädt den höchst umstrittenen Literaturwissenschaftler Steffen Stadthaus als "Experten" zu einer Informationsveranstaltung ein

Am 29. April 2013 fand im Ratssaal Ahlen eine  Informationsveranstaltung u. a. zu Agnes Miegel statt. Dabei referierte der Literaturwissenschaftler Dr. Steffen Stadthaus über Agnes Miegel. Stadthaus ist kein langjähriger Miegel-Kenner, und seine Ausführungen über die Dichterin unter dem Titel "Agnes Miegel - fragwürdige Ehrung einer nationalsozialistischen Dichterin im öffentlichen Raum" markierten einen absoluten Tiefpunkt der Umbenennungsdebatte in Münster. Aufgrund der unzutreffenden Behauptungen Stadthaus' entschied die Bezirksvertretung Münster-Ost am 23.8.2012, dass die dortige Agnes-Miegel-Straße nicht umbenannt wird. 

Eine vernichtende Kritik zu Stadthaus' Ausführungen hat die international bedeutendste Miegel-Expertin und Vorsitzende der literarischen Agnes-Miegel-Gesellschaft, Frau Dr. phil. Marianne Kopp publiziert. Lesen Sie hier (pdf-Datei):

Ebenfalls von dem Kreis um Steffen Stadthaus wurde die aus Münster stammende Ausstellung "Ehre, wem Ehre gebührt?!" konzipiert, welche dann auch im Ahlener Rathaus gezeigt wurde. Historiker sehen diese Ausstellung "an der Grenze zur Agitation". Hier werden bedeutende Persönlichkeiten bewußt auf primitivste Art und Weise verächtlich gemacht. Lesen Sie hier:

Für einen Literaturwissenschaftler muß es so etwas wie die berufliche Höchststrafe sein, im Auftrag eines kommunalen Verbandes angebliche NS-Verwicklungen von Schriftstellern zu ermitteln, anstatt seinem eigentlichen Tätigkeitsfeld - der Beschäftigung mit Prosa oder Lyrik eines Dichters - nachgehen zu dürfen. Im Rahmen der Straßenumbenennungsdebatte der Stadt Münster wurde Dr. Steffen Stadthaus, Mitarbeiter der LWL-Literaturkommission, die Aufgabe übertragen, der bedeutendsten ostpreußischen Dichterin Agnes Miegel schuldhaftes Verhalten in der NS-Zeit nachzuweisen. Diese Arbeit sollte die beiden Münsteraner Historiker Hans-Ulrich Thamer und Alfons Kenkmann unterstützen, deren Argumente für eine Umbenennung von Agnes-Miegel-Straßen sowohl von der Bevölkerung als auch durch die wichtigsten Miegel-Experten als völlig konstruiert entlarvt wurden.
 
In seinem Referat, das er schließlich am 12. Juli 2012 in Münster vortrug, stellte Stadthaus die Dichterin denn auch in einem sehr negativen Licht dar. Das Referat ähnelte, nach Angaben von Teilnehmern, Aussagen in dem unwissenschaftlichen Laienlexikon "Wikipedia". Entlastende Quellen wurden - wie bei Wikipedia - nicht verwendet.  Pikant an der ganzen Angelegenheit ist, daß wenige Tage vor dem Vortrag die weitere Auslieferung der bis heute besten Veröffentlichung zum Verhalten der Dichterin während der NS-Zeit "Agnes Miegel - Ihr Leben, Denken und Dichten von der Kaiserzeit bis zur NS-Zeit" (Herausgeberin: Frau Dr. phil. Marianne Kopp,nähere Informationen zum Buch) vom LWL-eigenen Ardey-Verlag gestoppt wurde. In Anbetracht der Tatsache, daß dieses Buch sämtliche Thesen Stadthaus‘ vollständig widerlegt,  ist es aber wenig verwunderlich, daß sein Arbeitgeber LWL die Weiterverbreitung des Buches kurzerhand beendete. Zensur in Münster? 
 
Der Ardey-Verlag und Verlagsleiter Grabowsky wurden daraufhin von Herausgeberin Frau Dr. Kopp verklagt - wegen Vertragsbruches und Verleumdung. Im Mai 2012 folgte ein Vergleich vor dem Landgericht Münster: Der Ardey-Verlag musste das Buch "Agnes Miegel. Ihr Leben, Denken und Dichten von der Kaiserzeit bis zur NS-Zeit" nun umgehend freigeben. Der Herausgeberin Frau Dr. Marianne Kopp wurden alle Rechte an dem Buch übertragen. Zudem erhielt sie die komplette Restauflage zur weiteren Verwendung. Der Verlag musste den Großteil der Gerichtskosten zahlen. Das bisher beste Buch zum Thema "Agnes Miegel und Nationalsozialismus", an dem die wichtigsten Miegel-Kenner mitgearbeitet haben, ist inzwischen wieder erhältlich, und zwar direkt über die literarische Agnes-Miegel-Gesellschaft, Agnes-Miegel-Platz 3, 31542 Bad Nenndorf, T.: 05723-917317. 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie hier:
 
Die verschriftlichte Fassung des Referates von Steffen Stadthaus erschien im Februar 2012 im Rahmen des Sammelbandes "Fragwürdige Ehrungen!?" ebenfalls im Ardey-Verlag - ein Schelm, wer Böses dabei denkt!
 
Tatsächlich gelingt es Steffen Stadthaus in seinem Beitrag nicht, irgendeinen Grund zu nennen, der eine Umbenennung von Agnes-Miegel-Straßen rechtfertigen würde. Zu erdrückend sind jene Tatsachen, die eindeutig dagegen sprechen: Im gesamten Werk und in der Korrespondenz der Dichterin findet sich kein einziges Beispiel antisemitischer oder rassistischer Äußerungen. Auch die Herabsetzung politisch Andersdenkender findet sich an keiner Stelle. Damit fehlen alle Wesensmerkmale nationalsozialistischen Denkens.
 
Wie nun aber argumentieren angesichts dieser erdrückenden Fakten? Stadthaus versucht es zunächst mit Banalem: Die Dichterin sei doch schließlich - zwar sehr spät (im Jahre 1940) aber doch - Mitglied der NSDAP geworden. Er vergißt dabei allerdings zu erwähnen, daß schon 1938 über 8,5 Millionen Deutsche, also weite Teile der Bevölkerung, Mitglied der Partei waren, darunter tausende Prominente und vielleicht auch unsere Eltern oder Großeltern. Waren die nun alle mitschuldig an den Massenmorden des NS-Regimes, obwohl diese unter strengster Geheimhaltung stattfanden? Will Stadthaus hier den unlängst zum Unwort des Jahres erklärten Begriff „Tätervolk“ aus der Mottenkiste hervorholen? 
 
Da sind aber ja noch die beiden „Weihegedichte an den Führer“ - auch wenn sie unter hunderten von Werken der Dichterin nur einen verschwindend geringen Anteil haben. Bei diesem Thema vermeidet es Stadthaus geschickt zu erwähnen, daß es sich um Auftragsarbeiten für das NS-Propagandaministerium gehandelt hat. Mit den Gedichten wurde also der Wille des Auftraggebers erfüllt, dem man sich in der NS-Diktatur nicht ohne größtes Risiko für Leib und Leben widersetzen konnte. Über die Auffassung des Autors sagt eine solche Auftragsarbeit in der Diktatur hingegen wenig aus.
 
Auch einem führenden NS-Funktionär wie Friedrich H. Blunck gegenüber konnte man sich nicht als NS-Gegner oder -Skeptiker zu erkennen geben. Stadthaus „vergißt“ in solchen Passagen seiner Ausarbeitung schlicht, daß die NS-Diktatur keine Meinungsfreiheit kannte. 
 
Einen neuen Versuch startet Stadthaus mit der angeblichen „Kriegslyrik“ der Dichterin. Erstaunlich ist, daß der Autor - obwohl er sich über mehrere Absätze mit diesem Thema beschäftigt - nur ein einziges dieser Gedichte zitiert, und das auch nur in Auszügen. Der Grund ist vermutlich, daß keines dieser Gedichte als Beleg seiner Behauptungen von der „Poetin des Zweiten Weltkriegs“ dienen kann.  Die zitierten Auszüge entstammen dem Gedicht „An die deutsche Jugend“. Es entstand im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung Ostpreußens mit dem Deutschen Reich als ein Ergebnis des Polenfeldzugs der Wehrmacht 1939. Ostpreußen, die Heimat der Dichterin, war mit dem Versailler Vertrag vom Deutschen Reich abgetrennt worden, und fast alle Ostpreußen wünschten und begrüßten dann die Wiedervereinigung ihrer Heimat mit dem Reich. Die Bedeutung dieser Zusammenhänge scheint Stadthaus in keiner Weise bewußt zu sein. Die Eroberungskriege der NS-Führung im Osten - etwa gegen die Sowjetunion - hat und hätte Agnes Miegel hingegen niemals gutgeheißen. Selbst das Gedicht „An die deutsche Jugend“ endet mit der Sehnsucht nach dem Frieden (diese Zeilen läßt Stadthaus klammheimlich unter den Tisch fallen):
 
.....
 
dienend der Erde,
 
Dienend dem neuen Tag,
 
dem blut- und feuergebornen,
 
Dessen Abend der Friede!
 
Stadthaus‘ Behauptung einer „Kriegslyrik“ Agnes Miegels löst sich also in Wohlgefallen auf, und selbst das von ihm einzig zitierte Gedicht dieser gar nicht existierenden Kategorie endet mit tiefer Friedenssehnsucht.
 
Viele weitere Fehler kennzeichnen die Arbeit des LWL-Mitarbeiters. So ist es schlicht falsch, daß sich „die Benennungen von Straßen nach der ostpreußischen Dichterin auf die späten 50er Jahre datieren lassen“. Viele Agnes-Miegel-Straßen wurden nachweislich erst sehr viel später so benannt. Falsch ist auch, daß „der künstlerische Rang ihrer Dichtungen heute vernachlässigbar“ sei. Der wohl bedeutendste deutsche Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki etwa zählt mehrere ihrer Balladen zu den wichtigen Werken deutscher Literatur. Nicht erwähnt wird, daß Agnes Miegel in der NS-Zeit Kontakt zur Familie eines der führenden Köpfe des Widerstandes gegen das NS-Regime, nämlich Carl Friedrich Goerdeler unterhielt. Unterschlagen wird auch die Tatsache, daß Agnes Miegel in vielen literarischen Arbeiten der NS-Zeit Vorahnungen vom Ende des Regimes, dem Untergang Deutschlands und der Flüchtlingsströme geschildert hat. 
 
Zahlreiche weitere katastrophale Mängel und Auslassungen wichtiger Fakten ließen sich anführen.       
 
Unter den Autoren, auf die sich Stadthaus stützt, ist kein ausgewiesener Miegel-Experte zu finden. Den Auffassungen aller wichtigen Miegel-Kenner, wie die Literaturwissenschaftlerin Dr. Marianne Kopp aus Stadtbergen, Prof. Dr. Paul Leidinger aus Warendorf oder Dr. Bodo Heimann aus Kiel, widersprechen Stadthaus' Aussagen diametral. Stadthaus spiegelt mit seiner Arbeit in keiner Weise den aktuellen Forschungsstand wider.
 
Fazit: Steffen Stadthaus hat mit seinem unwissenschaftlichen, von Fehlern durchsetzten und völlig einseitigen Beitrag über Agnes Miegel einen neuen Tiefpunkt der Umbenennungsdebatte markiert und sich als Wissenschaftler nachhaltig diskreditiert. Er ist unfähig, die Dichterin aus den Verhältnissen ihrer Zeit heraus zu betrachten - wie es etwa Dr. Bodo Heimann meisterhaft versteht. Das ist jedoch eine unabdingbare Voraussetzung für das Verständnis der bedeutenden Ostpreußin. Entlastendes verschweigt Stadthaus, und Menschen, die sich für das Werk der Dichterin einsetzen, werden lächerlich oder gar verächtlich gemacht. Für seine These von der „NS-Dichterin Agnes Miegel“ bleibt Stadthaus hingegen jeden Beweis schuldig.  
Pfarrer Hermann Honermann gegen Umbenennung

Auch Hermann Honermann, langjähriger Pfarrer der katholischen Pfarrgemeinde St. Pankratius, hat eindeutig Position gegen eine Umbenennung der Agnes-Miegel-Straße in Ahlen-Vorhelm bezogen. In einem Artikel des Internet-Portals "Glocke-online" vom 8.3.2013 spricht er sich gegen eine "Diffamierung" der Dichterin durch Streichung des Straßennamens aus. „Ich verlange ein gerechtes Urteil über die Menschen von damals“, fordert Hermann Honermann. Jeder Straffällige habe ein Recht auf Verteidigung, fährt er fort. Hingegen würde (nicht nur) Agnes Miegel, die sich unter anderem für die Versöhnung eingesetzt habe, posthum genau dieses Recht verweigert.   Heute befänden Menschen, die den Nationalsozialismus nicht erlebt hätten, über Menschen, die sich mit der Situation seinerzeit hätten arrangieren müssen, so Honermann. Hier der vollständige Artikel (bitte anklicken).

6.3.2013: Der Gemeinderat Stuhr (bei Bremen) hat mit klarer Mehrheit entschieden: Die Agnes-Miegel-Straße wird nicht umbenannt. Nur die SPD stimmte für eine Umbenennung. FDP-Fraktionschef Jürgen Timm erklärte, es habe keine Hinweise darauf gegeben, dass Miegel zu den Tätern gehört habe. Hinweise,  die eine Umbenennung  rechtfertigen würden, seien für ihn nicht erkennbar. Ähnlich äußerten sich auch Politiker aus den Reihen der CDU und des Vereins "Besser". Auch die Fraktionsvorsitzende der "Grünen", Kristine Helmerichs plädiert laut "Kreiszeitung" nicht für eine Umbenennung. Miegel habe nichts Entscheidendes gemacht, "außer an der falschen Stelle geklatscht", so Helmerichs laut "Weser-Kurier". Die Anwohner hatten mit völligem Unverständnis auf eine ihnen möglicherweise aufgezwungene Umbenennung reagiert.

Der Deutsche Städtetag hat empfohlen, Umbenennungen von Straßen nur noch aus Ordnungsgründen vorzunehmen, also etwa, wenn bei einer Gebietsreform in dem nun größeren Gemeinwesen ein Straßenname doppelt erscheint. Straßenumbenennungen sind für die Anwohner mit erheblichen Kosten verbunden. Der bürokratische Aufwand entspricht dem eines Umzuges.

Historiker, Literaturwissenschaftler und die wichtigsten Experten für Leben und Werk der Dichterin sind gegen Umbenennung

Der renommierte Historiker Prof. Dr. Paul Leidinger, emeritierter Professor der Universität Münster sagt in einer Stellungnahme zu Agnes Miegel aus dem Jahre 2010 folgendes: "Die NS-Partei umwarb 1933 die erfolgreiche und anerkannte Dichterin, die keine Anhängerin der Ideologie dieser Partei war, sondern einen jüdischen Bekanntenkreis u.a. mit Martin Buber hatte." Weiter heißt es u. a. "Für ihre weitgehend unpolitische Einstellung spricht, dass sie erst 1937 der NS-Frauenschaft und 1940 der NSDAP – wie weit unter politischem Druck? – beitrat, also keineswegs als fast 60-Jährige zu den ideologischen und politischen Scharfmachern des NS-Systems gehörte." Die gesamte Stellungnahme ist hier nachzulesen.

Der Historiker Dr. Michael Gehler, Institutsleiter für Geschichte an der Universität Hildesheim, ist ebenfalls eindeutig gegen eine Umbenennung von Agnes-Miegel-Straßen. In einem umfangreichen Interview der Hildesheimer Zeitung Kehrwieder am Sonntag vom 13.2.2011 sagte er u. a. folgendes: "Miegel hat erzieherisch und schriftstellerisch viel geleistet und Heimat thematisiert, was nach dem Krieg viele Menschen tief berührt hat. Sie erlebte eine Diktatur und konnte sich das Regime nicht aussuchen. Zu betrachten ist das gesamte Leben dieser Frau. Wenn man sich nur Einzelteile aus der Biographie herauspickt, ist das einseitig. Das Gesamtbild wird so entstellt. Dann müssten wir auch den Namen des späteren Hitler-Attentäters von Stauffenberg streichen, weil er bis 1938 Anhänger Hitlers und Befürworter des Nationalsozialismus war." Den vollständigen Zeitungsartikel finden Sie hier:

Der Schriftsteller und Literaturdozent Dr. Bodo Heimann lehrte an der Christian-Albrechts-Universität Kiel Neuere Deutsche Literatur, war als Professor der University of Alberta in Edmonton (Kanada) tätig, ist Vorsitzender der Goethe-Gesellschaft Kiel und erhielt verschiedene Literaturpreise. Auch Heimann hat sich intensiv mit Leben und Werk Agnes Miegels beschäftigt und steht den Vorwürfen gegen die bedeutendste ostpreußische Dichterin mit großer Skepsis gegenüber. Die Veröffentlichung seiner wissenschaftlichen Abhandlung ist im Rahmen der Aufsatzsammlung "Agnes Miegel - Ihr Leben, Denken und Dichten von der Kaiserzeit bis zur NS-Zeit" (seit Juli 2012 wieder erhältlich über die Agnes-Miegel-Gesellschaft in Bad Nenndorf) nachzulesen.

Auch der bekannte Literaturwissenschaftler und Historiker sowie Vorsitzende der literarischen Wilhelm-Raabe-Gesellschaft in Braunschweig Dr. Gerd Biegel stellt in seiner gutachterlichen Dokumentation "Straßenbenennung nach Agnes Miegel in Braunschweig" aus dem Jahre 2011 zahlreiche Argumente vor, die gegen eine Umbenennung sprechen. Viele Argumente gegen die Dichterin werden hingegen als nicht haltbar bloßgestellt.

Die Literaturwissenschaftlerin und Miegel-Biographin Dr. phil. Marianne Kopp aus Stadtbergen gilt als die vielleicht bedeutendste Autorität in Sachen Agnes Miegel. Seit über 25 Jahren beschäftigt sie sich intensiv mit Leben und Werk der Dichterin und hat zahlreiche wissenschaftliche Texte über die Dichterin verfaßt. Sie ist auch Vorsitzende der literarischen Agnes-Miegel-Gesellschaft in Bad Nenndorf. Auf den Internet-Seiten der Agnes-Miegel-Gesellschaft (www.agnes-miegel-gesellschaft.de) erhält man wissenschaftlich fundierte Informationen über die Dichterin. In einem Gutachten der Agnes-Miegel-Gesellschaft aus dem Jahre 2011, welches unter ihrer Mitwirkung entstand, wird eindeutig belegt, daß eine Umbenennung von Agnes-Miegel-Straßen wissenschaftlich nicht gerechtfertigt ist. Lesen Sie das Gutachten hier:

 

Die im Juni 2011 veröffentlichte wissenschaftliche Sammlung von Aufsätzen "Agnes Miegel - Ihr Leben, Denken und Dichten von der Kaiserzeit bis zur NS-Zeit" (Ardey-Verlag, Münster - erhältlich auch über die Agnes-Miegel-Gesellschaft), herausgegeben von Dr. Marianne Kopp, ist das bisher fundierteste und umfangreichste Werk zu dieser Thematik. Prof. Dr. Paul Leidinger schreibt in seinem Geleitwort zu diesem Band: "Die Agnes Miegel vielfach vorgehaltene Nähe zum NS-Staat und ihrem Führer wird in den vorgelegten Aufsätzen auf eine ganz unaufgeregte, subtile und substantielle Weise vorgestellt, im zeitlichen Zusammenhang erklärt und prinzipiell widerlegt." 


Der polnische Literaturwissenschaftler Tadeusz Namowicz betonte bereits 1994 (Agnes Miegel als Dichterin des Grenzlandes, in: Izabella Golec und Tadeusz Namowicz, Hg.: Literatur im Kulturgrenzraum, Band 2, Lublin 1994, S. 57-69) in einer kritischen Aufarbeitung: „Man wird dem Werk von Agnes Miegel nicht gerecht, wenn man es primär den Autoren ‚unter dem Hakenkreuz’ zurechnet. Das Ergebnis der vorliegenden Analyse zeigt deutlich, dass Agnes Miegel nur selten und punktuell sich ´zum Hakenkreuz` bekannte. Die bei ihr vorherrschende Auffassung von der Heimat war in der Regel den nationalsozialistischen Ideologemen konträr." 
 
Die Literaturwissenschaftlerin Dr. Bärbel Beutner aus Unna beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit Agnes Miegel und hat mehrere Arbeiten über die Dichterin veröffentlicht. Auch für sie ist die Umbenennung von Agnes-Miegel-Straßen nicht nachvollziehbar. 
 
Auch der Literaturwissenschaftler Dr. Ulrich Gehre versucht in seinem Buch Agnes Miegel - Verehrt - geliebt - verfemt, erschienen 2011, ein objektives Bild von Agnes Miegel zu entwerfen. Die Darstellung will in der gegenwärtigen, oft emotional geführten Debatte um die Dichterin gesicherte Fakten anbieten und zur Versachlichung der Thematik beitragen.   
 
Einen hervorragenden Radiobeitrag zum Thema Agnes Miegel hat der ehemalige Verwaltungsleiter der Universität Münster Herbert Kober erarbeitet. Er wurde am 4.12.2011 vom Radiosender "Antenne Münster" im Rahmen des Ost-West-Bürgerfunks gesendet. Auch Kober hält eine Umbenennung von Agnes-Miegel-Straßen für völlig abwegig. 
  
Flugblatt zur Radiosendung über Agnes Miegel auf "Antenne Münster" - zum Ausdrucken als PDF-Datei

Einleitungstext zur Radiosendung über Agnes Miegel auf "Antenne Münster" - zum Ausdrucken als PDF-Datei 
 

Umbenennung von Agnes-Miegel-Straßen seit Februar 2011 fast überall gescheitert

Hinzuweisen ist darauf, daß seit Februar 2011 fast alle Versuche, Agnes-Miegel-Straßen umzubenennen, gescheitert sind. Beispiele sind Delmenhorst, Stuhr, Ganderkesee, Münster, Bottrop, Mainz-Finthen, Velbert, Sankt Augustin, Bergkamen-Oberaden, Gronau, Goslar-Hahndorf, Bergisch Gladbach-Refrath, Hildesheim-Ochtersum, Bohmte, Söhlde, Herzberg, Bad Essen und Ostercappeln, wo sich die Stadt- und Gemeinderäte gegen die Umbenennung entschieden haben.

Die große Mehrheit der Bevölkerung der Stadt Warendorf ist gegen eine Umbenennung des Agnes-Miegel-Weges. Das ergab eine Internet-Umfrage der Westfälischen Nachrichten. 

Der wachsende Widerstand der Bürger gegen solche ideologisch motivierten Umbenennungsversuche ist auch an den Internet-Kommentaren zu Presseartikeln deutlich abzulesen.

Die letzten Entscheidungen in Sachen Agnes-Miegel-Straße:

Am 6.3.2013 entschied der Gemeinderat Stuhr (bei Bremen) mit klarer Mehrheit: Die Agnes-Miegel-Straße wird nicht umbenannt. Nur die SPD stimmte für eine Umbenennung wegen angeblicher NS-Verwicklungen der Dichterin.

11.4.2013: Mit klarer Mehrheit hat der Planungsausschuss der Stadt Delmenhorst den Antrag der Grünen abgelehnt, die Miegelstraße im Stadtteil Bungerhof umzubenennen. Alle Fraktionen - mit Ausnahme der Grünen - stimmten gegen die Umbenennung.

23.4.2013: Der Fachausschuss für Straßen und Verkehr der Gemeinde Ganderkesee hat sich mit überdeutlicher Mehrheit dafür entschieden, den Namen der Agnes-Miegel-Straße in Elmeloh beizubehalten. Nur die "Grünen" stimmten für eine Umbenennung.

Bundesweite Kampagne gegen die bedeutende ostpreußische Dichterin


Mit großem Raffinement erwecken linke und linksradikale Gruppen im Internet den Eindruck, Agnes-Miegel-Straßen seien in vielen Orten bereits umbenannt. In den meisten Fällen stellt sich bei näherer Betrachtung der Internet-Seiten heraus, daß Antifa-Gruppen dort lediglich "symbolische" Umbenennungen durch Überkleben der Straßenschilder mit anderen Straßennamen durchführten. Mit wenigen Ausnahmen folgten die betroffenen Städte und Gemeinden nicht der Propaganda dieser Gruppen, der Straßenname blieb bestehen.

 

Wie Antifa, Autonome und linke Gruppen vielerorts gegen die bedeutende ostpreußische Dichterin Agnes Miegel agitieren, lesen Sie hier:

Anwohner - insbesondere Gewerbetreibende bzw. Betriebe - können gegen Straßenumbenennung klagen. Umbenennung bedeutet auch für Privathaushalte bürokratischen Aufwand wie bei einem Umzug. 

Die Umbenennung einer Straße kann insbesondere für gewerbliche Anlieger äußerst nachteilige Folgen haben. So müssen beispielsweise Kunden benachrichtigt und Prospekte neu gedruckt werden. Außerdem ist mit fehlgeleiteten Postlieferungen zu rechnen. Bei Entscheidung über die Umbenennung einer Straße sind daher neben dem öffentlichen Interesse auch die Belange der betroffenen Anlieger zu berücksichtigen. Diesen muss somit auch ein eigenes Klagerecht gegen die Entscheidung der Kommune zustehen (Beschluss des OVG Nordrhein-Westfalen vom 29.10.2007 15 B 1517/07 WoM 2008, 37). Auch für private Anlieger bedeutet eine Straßenumbenennung umfangreichen bürokratischen Aufwand - wie bei einem Umzug. So müssen u. a. sämtliche Versicherungspapiere, Kreditkartenangaben, sowie der gesamte amtliche Schriftverkehr angepaßt werden. 

Bürgerbegehren gegen Straßenumbenennungen in Nordrhein-Westfalen möglich

Wenn eine Kommune die Umbenennung von Straßen gegen den Willen der Bevölkerung beschließt, gibt es in Nordrhein-Westfalen außerdem die Möglichkeit eines Bürgerbegehrens bzw. Bürgerentscheids. Damit kann eine solche Umbenennung rückgängig gemacht werden. In mehreren Städten wurden solche Bürgerbegehren bzw. Bürgerentscheide bereits erwirkt.

Agnes Miegel in der NS-Zeit: Sie veröffentlicht mutig ihre Vorahnungen von Weltenbrand und Verlust ihrer Heimat Ostpreußen

Nur drei Gedichte innerhalb des sehr umfangreichen Werkes der ostpreußischen Dichterin enthalten Elogen an Hitler. Es handelt sich um Auftragsarbeiten des Reichspropagandaministeriums. Lobsprüche auf Hitler waren ein von Joseph Goebbels erwarteter, zwingender Bestandteil solcher Gedichte. Sie sagen deshalb wenig über die politische Einstellung des Verfassers aus. Viel interessanter ist in dieser Hinsicht eine ganze Reihe von Texten, in denen sich Agnes Miegel sehr skeptisch über die Zukunft des NS-Regimes äußert: So sagt sie in dem GedichtDem Schirmer des Volkes aus dem Jahre 1939 nichts weniger als Weltenbrand und Untergang voraus:

....

Wenn aus deinem First die Flammen steigen

wird des weißen Mannes Welt entbrennen

wenn sich deine Sonnenfahnen neigen

sinkt die Nacht über das Abendland!

....

 

Ein Jahr später, also noch vor dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion, prophezeit Agnes Miegel in einem Sammelband des Diederichs-Verlages auch den bevorstehenden Verlust ihrer Heimat Ostpreußen: 

 

Und so sage ich jetzt, wo der Abschied näher kommt zu dem Land zwischen Weichsel und Memel, wie der Samurai zu der edlen Braut, der er sich vor dem Schrein seiner Ahnen verlobt: ich vermähle mich dir für die nächsten vier Inkarnationen. 

 

Eine Vorahnung der Flüchtlingsströme aus dem "Ostland" findet sich in der Ballade Nachtgespräch (An Heinrich den Löwen), ebenfalls aus dem Jahre 1940: 

 

.....

Ich höre es fern, ich höre es bang,

wandernder Füße rastlosen Gang.

Hör Hufe klopfen und Räder knarren,

hör wieder Wagen an Wagen fahren -

durch der blassen Schneenacht Dämmerung

klingt wieder der Ruf der Wanderung! -

Ostwind trägt mir ihr Rufen zu,

Ostwind weckt mich aus steinerner Ruh --

 

O großes Herz, das gelassen trug,

was Leid und Neid ihm an Wunden schlug , -

vernimm deines Ostlands versinkenden Ruf,

du, der es erschuf!

.....

 

Weltenbrand, Verlust der Heimat, deutsche Flüchtlingsströme - sieht so Propaganda für den "Größten Feldherrn aller Zeiten" aus?

 

Zahlreiche Ehrungen für die Dichterin auch während des Kaiserreiches, der Weimarer Republik und in der Bundesrepublik Deutschland

 

Als um 1900 in Berlin Börries von Münchhausen die handschriftlichen Gedichte und Balladen der ostpreußischen Dichterin Agnes Miegel liest, erkennt er sogleich: Dies ist eine der ganz großen Dichterinnen unseres Volkes. Agnes Miegel ist der größte lebende Balladendichter unseres Volkes. So erscheint durch Münchhausens Vermittlung 1901 ihr erstes eigenes Buch - ein Band mit Gedichten und Balladen - bei dem ehrwürdigen Klassiker-Verlag Cotta. 

 

Agnes Miegel wurde im Kaiserreich (1916: Kleist-Preis), während der Weimarer Republik (1924: Ehrendoktorwürde der Universität Königsberg), in der NS-Zeit und in der Bundesrepublik (1959: Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste) gleichermaßen hoch geschätzt. An ihrem Alterswohnsitz in Bad Nenndorf bei Hannover empfing sie viele prominente Besucher und Verehrer aus Literatur und Politik, darunter im Juli 1961 Willy Brandt, damals Kanzlerkandidat der SPD und Regierender Bürgermeister von Berlin.

 

Rassismus, Antisemitismus und die Herabsetzung politisch Andersdenkender kommen im Werk Agnes Miegels nicht vor

 

Agnes Miegel hatte ihren literarischen Stil, der stets geprägt war durch die Liebe zu ihrer Heimat Ostpreußen, schon lange vor der Machtergreifung der Nazis entwickelt.

 

Rassismus, Antisemitismus oder die Herabsetzung politisch Andersdenkender finden sich an keiner Stelle ihres umfangreichen Werkes. Sie hatte einen jüdischen Freundeskreis.

 

Ihre politische Toleranz kommt anschaulich in einem Brief an Lulu von Strauß und Torney aus dem Jahr 1923 zum Ausdruck. Sie empfindet negativ die immer krasser deutschnationale Haltung der Zeitung, für die sie arbeitet, und wenn auch viele der Menschen, die sie am höchsten achte rechts stehen würden, so muß sie doch bekennen: ...ich stehe innerlich nicht zu ihrer Sache, wie sie sich auswuchs. Und sie bemerkt: Links steht neben vielem, was mir fremd ist, doch das, dem die Zukunft gehört.  

 

Agnes Miegel wurde übrigens erst 1940 - wie weit unter politischem Druck? - Mitglied der NSDAP. Das spricht wohl eher für eine weitgehend unpolitische Haltung der Dichterin. 

 

Innerhalb ihrer freundschaftlichen Verbindungen verwendete Agnes Miegel nie den "Deutschen Gruß". Wenn sie mit "Offiziellen" ein wenig bekannter war, bestellte sie herzliche Grüße oder Gott ergebenen Gruß - obwohl der "Hitlergruß" die für alle verpflichtende Grußform in der Zeit der NS-Diktatur war. Es steht fest, daß Agnes Miegel zeitlebens eine gläubige Christin war und auch in den Jahren 1933-45 nie von der Kirche und ihrem Glauben abrückte oder gar Zugeständnisse machte.  

 

Entnazifizierungs-Urteil für Agnes Miegel: Unbelastet. Sowohl Motive wie Handlungen haben niemals NS-Geist verraten.

 

Nach 1945 schlug die Stunde der "Wendehälse", die im Rahmen ihrer Entnazifizierungsverfahren behaupteten, eigentlich immer schon gegen den Nationalsozialismus gewesen zu sein. Agnes Miegel verweigerte sich einer solch verlogenen "Instant-Entnazifizierung". Als tief religiöser Mensch sagte sie über ihr Wirken in der NS-Zeit: „Dies habe ich mit meinem Gott alleine abzumachen und mit niemand sonst.“ 

Die schließlich 1949 erfolgte Entnazifizierung Agnes Miegels brachte jedoch ein eindeutiges Urteil: Unbelastet.Wörtlich heißt es: Sowohl Motive wie Handlungen haben niemals NS-Geist verraten.

 

Während des "Dritten Reiches" und in der Nachkriegszeit pflegte Agnes Miegel eine freundschaftliche Beziehung zu Anneliese Goerdeler. Sie war die Ehefrau von Carl Friedrich Goerdeler, eine der zentralen Gestalten des Widerstandes gegen Hitler. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 wurde er verhaftet und von den Nazis hingerichtet.

 

Agnes Miegel 1946: klare Distanzierung vom Nationalsozialismus, Hoffnung auf ein "neues besseres Deutschland"

 

Die zuweilen geäußerte Behauptung, die Dichterin habe sich nach 1945 nicht vom Nationalsozialismus distanziert, ist unzutreffend. Nach dem Ende des NS-Regimes äußerte Agnes Miegel in einem Brief an ihre spätere Biographin Anni Piorreck vom 31.8.1946 aus dem dänischen Flüchlingslager Oksböl all ihre Hoffnung auf ein gewandeltes, moralisch handelndes und bescheidenes neues Deutschland: ... zum ersten Mal auch faßte ich neuen Lebensmut durch die Gewißheit, daß da für Euch Jüngere und Eure Kinder aus aller Unrast und aller Not dieser Zeit ein neues besseres Deutschland aufwächst, ein kleines armes, aber nicht verarmtes Deutschland, wo jeder Willige seine Arbeit und sein Brot finden wird .... Ach möchte sich für alle ein Weg finden, an dem Aufbau dieses bescheiden gewordenen Deutschlands mitzuarbeiten. Damit hatte sich Agnes Miegel ganz klar von den Verhältnissen des NS-Staates distanziert.



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Einzelnachweise, Quellenverzeichnis 



Vollständige Agnes-Miegel-Dokumentation



Ausarbeitung: Detlef Suhr, Agnes-Miegel-Str. 42, 26188 Edewecht